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projekt: demoskopia / Der TV Journalist

Gerd Bauer, TV-Journalist

Biographisches
1949 geboren, verheiratet, Studium der Literaturwissenschaft und Politologie. Arbeit als freier TV-Journalist. Darüber hinaus beschäftige ich mich mit Archäologie, spirituellen Themen und mit Fauna und Flora. Das sind Neigungsgebiete, die ich dann auch als Journalist oder als Büchermacher medial umsetze. Ich wohne in Wiesbaden, arbeite in Frankfurt/M. und im gesamten Ballungsraum Rhein/Main, bzw. in ganz Hessen — je nach Thema für das Fernsehen des Hessischen Rundfunks, also innerhalb der ARD.

Veröffentlichungen Gerd Bauer
1991: "Geheimnisvolles Hessen" in 3 Auflagen und mit vielen Erweiterungen. Ist aus der gleichnamigen Fernsehserie (1990 - 1999) entstanden, die Archäologie, Sagen und Brauchtum aus Hessen zusammenbringt.
1994: "Elfen um 12. Hessische Sagen, neuerzählt". Bei der Beschäftigung mit den Sagen fand ich sie zu verstaubt, weil sie alle in der Gelehrtensprache des 19.Jhds. geschrieben sind. Da sie aber mündlich weitererzählt worden sind, müssten sie im Dialekt sein. Aber diese Sagensammler haben sie in ihre Salonsprache übersetzt, was ihnen eine sehr hohe Starrheit und Altertümelei verliehen hat. Deshalb war die Idee, die Sagen wieder in eine einigermaßen passende, aktuelle Sprache zu übersetzen.
1999: "Hessenlexikon" zusammen mit 2 Mitautoren. Es fasst alles "typisch Hessische" in kurzen Lexikaartikeln zusammen. Es liest sich eher heiter, ist als "Info-Tainement" gedacht.
Herbst 2002: "Die Geschichte Hessens" zusammen mit 2 Mitautoren.

Womit ich mich wohl fühle ....
Für mich ist die Natur, die natürliche Umgebung und das, was da jetzt im Mai gerade an Erneuerung geschieht, das Attraktivste, was im Jahr passieren kann. Jetzt durch ein Taunustal zu gehen, wo der Vegatationsstand im Werden ist, ist ein ganz starkes Element, was mein Wohlfühlen konstituiert. Die gesellschaftlichen und sonstigen Gegebenheiten tragen momentan eher dazu bei, dieses Wohlbefinden zu relativieren. Ich bin froh, dass der Mai, der jetzt gerade "macht", genügend Energie gibt, um das, was drumrum so passiert, zu relativieren.

Sorgen in Bezug auf die Zukunft
Habe ich nicht. Ich denke, alle schwierigen gesellschaftlichen oder wissenschaftlichen Entwicklungen, die z. Z. diskutiert werden — wie z. B. Gentechnik — werden durch die Grenzen, die der Mensch selber in seiner Natur setzt, letztendlich ein gutes Ende nehmen. Auch wenn es sich nicht so entwickelt, wie es der Montsanto-Konzern gerne hätte ... das ist der große Saatgut-Genetiker in den USA, der dort bereits fast alle Farmer im Griff hat. Die kriegen nur noch Saatgut, wenn sie es bei ihm kaufen. Aus den Körnern können sie nicht mehr selber Saatgut nehmen, weil da ein Gen drin ist, das die Samen nicht mehr keimen lässt. Ich denke, es passieren ein Haufen nicht besonders wunderbare Entwicklungen, aber ich bin insofern Optimist, weil ich denke, dass die Grenzen, die die Natur setzt - auch die menschliche Natur - die Sachen regulieren wird. Was nicht heißen soll, dass man sich nicht dagegen wehren soll, weil ja alles von selbst geschieht und man nur warten muss bis alles besser wird. Im Gegenteil: Das Agieren, das Eingreifen der kritischen Leute ist mit eine notwendige Größe.

Die Natur setzt selber Grenzen
Mich hat die Entwicklung mit der Gentechnik doch ein bisschen beunruhigt nach dem Motto "Wo soll das hingehen?", aber ich erfahre jetzt mit Freuden — so blöd das für das Schaf ist — dass die Dolly bereits im frühen Alter Altersbeschwerden hat. D. h. dieses geklonte Schaf, das ja als Triumph der modernen Wissenschaft gefeiert wurde, hat nach bereits 2 Jahren Degenerationserscheinungen, die sonst bei Uraltschafen auftreten. Das ist für mich ein Beispiel, wo die Natur selber Grenzen setzt. Der menschliche Eingriff in natürliche Abläufe hat einfach Grenzen. Das würde zwar ein Molekularbiologe, der so richtig drauf ist, bestreiten, aber es gibt einen Haufen Hinweise dafür, dass es so nicht laufen wird. Deshalb bin ich eigentlich ganz zuversichtlich. Das können schmerzliche Prozesse sein und es wird auch ein Haufen gesellschaftliches Wissen und Reichtum fehlinvestiert, weil man auf«s falsche Pferd gesetzt hat, aber die Natur - als äußere Natur und als Natur des Menschen - wird da eine Grenze setzen, wo es einfach nicht mehr weiter geht.

Fehlentwicklungen korrigieren sich von selbst
Fehlentwicklungen korrigieren sich von selber. Z. B. im Bereich der Kerntechnik, wo sich die ganze Idee mit Wiederaufarbeitung, Schnellem Brüter einfach erledigt hat. Was aber nicht heißt, dass die Hunderttausende völlig unnötig dagegen demonstriert haben, denn diese gegnerische Energie hat durchaus eine Rolle mitgespielt. Aber dieser Blödsinn, der in der Oberpfalz Wackersdorf bauen wollte und in Kalkar einen Schnellen Brüter und auch in Hessen kräftig nach einem Standort für eine Wieraufbereitungsanlage gesucht hat, der hat sich erledigt. Und zwar interessanterweise über die immanenten Gesetze der Ökonomie. D. h. die Kerle, die damit Reibach machen wollten, haben's mal durchgerechnet und sind plötzlich auf die Idee gekommen, dass es sich nicht rechnet. Und Siemens baut sang- und klanglos in Hanau sein Nuklearwerk ab .... Das ist ein Beispiel auf der technischen Seite, wo sich Entwicklungen mit einer gewissen Zeit selber negieren. Was aber wohlgemerkt nicht heißen soll, dass sich die Menschen, die ein gefährliches Potenzial erkennen, raushalten sollen. Ich predige keinen Fatalismus, im Gegenteil: man muss eingreifen, sich wehren, meckern und kritisieren. Aber ich bin trotzdem hoffnungsvoll.

Definition Zukunft
Zukunft ist das, was gleich nach dem Heute kommt. Ist alles, was weder Gestern noch Heute ist. "Erlebt" habe ich Zukunft noch nicht. Wenn man ein bestimmtes Bild von Natur und Mensch hat, kann man Zukunft insofern vorausahnen, dass man gewisse Gesetzmäßigkeiten von Natur - und da beziehe ich den Menschen mit ein - als Prospektionslinie nimmt und sagt: es wird sich wahrscheinlich so entwickeln, weil es diesen Homo sapiens gibt, der bestimmte Bedürfnisse hat. Wenn es Entwicklungen gibt, die diese Bedürfnisse abschneiden oder ganz stark reduzieren, dann wird sich dieser Homo sapiens dagegen zur Wehr setzen und wird dafür sorgen, dass es wieder auf seine Bedürfnisse zurückkommt. Wenn man diese Bedürfnisse in die Abstraktion bringt, verändern sie sich nicht über Jahrhunderte hinweg. Das Kommunikationsbedürfnis des Menschen von der Dorflinde zum Internet mit Chatroom ist das gleiche.

Zukunft vorhersagen
Es gibt nur einen Erwartungshorizont, den man aus Entwicklungstendenzen und Gesetzmäßigkeiten ableiten kann, die man jetzt schon sieht. Man kann sich in die Zukunft hinein nur Erwartungen ausdenken oder hegen, indem man bestimmte Entwicklungstendenzen, die man jetzt sieht, verlängert und sich mit einem Fantasiepotenzial vorstellen, wie das weitergeht. Aus meiner Erfahrung heraus glaube ich nicht, dass an richtige Brüche voraussagen kann. Wenn z. B. eine bestimmte Entwicklung in der Wissenschaft oder in der Technik einen starken Bruch erfährt, kann man das nicht vorhersehen, weil da die Tendenzen, aus denen man es herausholen könnte, abgeschnitten sind.

Beispiel: Verkehrsentwicklung
Wenn sich jemand in den 30er Jahren die Verkehrsentwicklung angeschaut hätte, hätte er gesagt: "Wahrscheinlich bauen sie immer größere und schnellere Autos, die immer mehr Sprit verbrauchen und irgendwann werden sie nur noch mit 300 Sachen rund um den Globus fahren und dabei sämtliche Ölvorräte der Welt verbrauchen." Das wäre eine Prognose, wo man heute sagen könnte: "Recht hat er gehabt - die letzten 70 Jahre war es tatsächlich so." Jetzt arbeiten die ja an dieser Brennstoffzelle, die keine nicht regenerierbaren Ressourcen verbrauchen wird. Sie wird also eine völlig andere Energie produzieren, die kein Problem macht weder bei dem, was hinten raus kommt noch bei dem, was vorne rein kommt. Das hätte auch der hellste Kenner der technologischen Standards der 30-er Jahre aus dem, was da vorfind- bar war, nicht entwickelt. Das ist so ein starker Bruch in der Entwicklung und wäre nicht voraussehbar gewesen.

Die Zukunftsfantasien des Jule Verne
Auf der anderen Seite gibt es Jules Verne, der mit seiner Fantasie eine Technologie mit Sprüngen entwickelt. Er sagt aber nicht: "So wird es mal werden". Er erhebt nicht den Anspruch, eine Zukunftsprognose geschrieben zu haben, sondern eine Fantasieproduktion, auch wenn diese den heutigen technischen Entwicklungen erstaunlich nahe kommt. Das ist keine Wahrsagrei, sondern eine kongeniale Fantasieproduktion.

Eigene Erfahrungen mit Zukunftsvorhersagen
Ich hatte mal Kontakt zu jemandem aus dem Bekanntenkreis, der sich berufsmäßig mit Astrologie beschäftigt hat. Der hat mir interessanterweise zunächst Vergangenheitsdaten relativ genau sagen können. Das hat mich dafür eingenommen, auch Künftiges erzählen zu lassen. D. h. er konnte mir angenehme und unangenehme Familienereignisse erzählen, von denen er einfach nichts wissen konnte. Die hat er nicht näher spezifiziert, aber in "unangenehm" wie Tod oder schwere Krankheit und "angenehm" wie Geburt oder Heirat kategorisiert. Da hat er mir Familienereignisse erzählt, die ich selber nur mühsam über "ich frag mal Opa, wie und wann das war" rekonstruieren konnte. Das hat mich sehr beeindruckt. Dann habe ich über eine Zeit lang bei ihm — die Kassetten habe ich noch immer — ein Jahreshoroskop abgefragt. Bei einigen Sachen könnte man sagen "naja - das wäre wahrscheinlich auch ohne die Sterne gewesen" Es gab ein paar Zufälligkeiten und Übereinstimmungen, aber es gab auch eine sehr unangenehme Jahresprognose, die - glücklicherweise - völlig haarsträubend in die gegengesetzte Richtung ging.
Insofern habe ich mit diesem Teil professioneller Zukunftsdeuterei im Grunde keine sehr positive Erfahrung. Wobei interessant war, dass das Rückwärtsgewandte sehr stimmig war. Dieser Astrologe hat später bei allen Bekannten darum gebeten, sich mit mehr oder weniger kleinen Geldbeiträgen an einem Geldspielprojekt im Wiesbadener Casino zu beteiligen. Ich dachte "ok, mache ich was ganz Magisches" und habe ihm 777 Mark gegeben. Wenn dann die über die Astrologie ausgeschütteten großen Gewinne kommen, sollten die anteilig verteilt werden. Ja, bis heute habe ich nicht einmal ein Feedback gehört, dass es schief gegangen ist. Das muss es aber wohl, denn es ist nie Geld angekommen. Aber nicht mal diese Tatsache fand er nötig, mitzuteilen. Ich habe es als Spiel gesehen ... es war sozusagen sein letzter Kredit, den er aber auch im wahrsten Sinne des Wortes verspielt hat.

Methoden zur Zukunftsvorhersage
Ich kenne schlichte, binäre Orakel und ich benutze eins gelegentlich zur Entscheidungsfindung. Ich besitze nämlich eine irische Pfundmünze. Da ist auf der einen Seite ein Hirsch und auf der anderen Seite eine Harfe. Der Hirsch steht immer für "ich tue was" und die Harfe für "ich sitze da und lass' es klingen". Diese Münze lege ich in einen alten Hut, werfe den über einen Dachbalken in meinem Arbeitszimmer und gucke dann, ob der Hirsch springt oder die Harfe tönt. Das mache ich dreimal, damit ein 1:2 Verhältnis rauskommt. Nur nehme ich das dann nicht als "so wird's jetzt gemacht", sondern als Empfehlung dieses schlichten binären Orakels. Ich merke dann aber ganz deutlich, ob sie mir passt oder nicht.
Beispiel: Wenn ich nicht sicher bin, ob ich noch einen langen Abendspaziergang machen soll, wo ich wahrscheinlich pudelnass werden würde, dann schmeiße ich die Münze. Kriege ich dann 2x Hirsch und 1x Harfe, und ich finde das "schade", dann hat mir das Orakel die Klarheit geschaffen, dass ich eigentlich zu Haus bleiben will. Ich nehme das Orakel also nicht als Entscheidung, sondern als Entscheidungshilfe ... mein Entsetzen oder meine Freude über das Orakel schafft mir die Klarheit darüber, was ich eigentlich will.

Berufliche Kontakte zu zukunftsgerichteter Technologie
In meiner direkten beruflichen Arbeit, sprich in meinem technischen Umfeld, behauptet die ganze Software, sie sei zukunftsgerichtet. Da erlebe ich immer wieder diesen Wahn, dass alles mit allem vernetzt werden soll. Das führt dazu, dass man montags reinkommt, seinen Computer einschalten will und der einem sagt "ich will nicht. Du kommst heute hier nicht rein!" Wenn ich dann morgens um 10 eine Konferenz organisieren soll, die auf den Daten beruht, die mir dieser verdammte, mit allen vernetzte Computer zu liefern hat, stehe ich auf dem Schlauch. Früher hatte ich ein großes Buch, wo alles mehr oder weniger leserlich drin stand. Das habe ich das 1. Vierteljahr auch immer noch parallel zu dieser verdammten Software geführt, kam mir dann aber dämlich vor. Aber kaum habe ich aufgehört, das Buch zu führen, ist mir der Computer das erste Mal abgestürzt. D. h. bei dieser zukunftsgerichteten Technologie sehe ich durchaus den Schatten neben dem Licht. Es gibt im Redaktionssystem z. B. die Möglichkeit, dass wir in allen parallel arbeitenden Redaktionen in Abläufe, Pläne usw reingucken können. Das ist toll, du bist überall auf dem Laufenden. Die Tatsache im Alltag ist aber, dass man überhaupt nicht dazu kommt, da reinzugucken. Da ist man froh, wenn man die eigenen Sachen einigermaßen reinkriegt - aber man guckt nicht, was die anderen machen. Allein die Informationsschwemme kriegt man im Kopf gar nicht geregelt.
Da sind wir wieder bei dem Beispiel, wo die innere Natur des Menschen allen Weiterentwicklungen eine bestimmte Begrenzung setzt. Man guckt sich nicht 7 weitere Dateien von Nachbarredaktionen an, weil man«s einfach nicht mehr in der Birne geregelt kriegt. D. h. das angebotene Potenzial ist eigentlich nicht nutzbar. Von daher kommt auch mein positiv gewendeter Glaube, dass der Mensch sozusagen die Begrenzung selber in sich trägt und dem Wahn früher oder später ein gutes Ende setzt.

Prophetie bei modernen Druiden
Ich habe mich lange Zeit damit beschäftigt, ob keltische spirituelle Traditionen überlebt haben, sprich: gibt es noch Druiden? Und wenn«s die noch vom Eigenanspruch her gibt, haben sie diesen zu Recht? In diesem Zusammenhang habe ich mich auch mit selbsternannten Druiden - meine Wertung klingt da schon mit - beschäftigt. Die haben alle bestimmte Aspekte der Prophetie für sich beansprucht. Da habe ich große Skepsis, denn es lief letztendlich auf Folgendes hinaus ... "ich sage dir die Zukunft voraus, du musst mir aber ein Haar geben". Der Proband reißt sich also ein Haar aus und kriegt dann zu hören "wenn du so weiter machst, wirst du eine Glatze kriegen"
Dabei stelle ich nicht prinzipiell in Frage, dass es Menschen mit einer bestimmten Fähigkeit gibt, die sozusagen die inaktiven Teile unserer Gehirnmasse überdurchschnittlich nutzen können und die dadurch auch seherische Fähigkeiten haben. Ich weiß bloß nicht, ob sie die unbedingt beim Betrachten einer frisch geschlachteten Lammleber aktivieren müssen oder ob sie die nicht einfach Kraft ihrer speziellen Gehirnkonstitution haben. Also dass sie tatsächlich
mehr in die rechte Hälfte des Gehirns reinbekommen als wir.
Diese Fähigkeit würde ich nie in Abrede stellen. Ich kann mir auch vorstellen, dass eine antike Seherin, die auf einer Spalte saß, in der halluzinogene Kräuter verbrannt wurden, natürlich eher in die andere Gehirnhäfte reinkommt als ohne diese Rauchspalte. Ich halte es also durchaus für möglich, dass es menschliches Potenzial gibt, das zumindest ein Stück weit in die Zukunft reinkommen kann. Aber in meinem praktischen Erleben und wann immer mir Menschen entgegentraten, die das für sich in Anspruch nahmen, kann ich das nicht bestätigen. Die Möglichkeit halte ich für realistisch, aber im praktischen Treffen mit konkreten Leuten hat sich«s eigentlich immer als ziemlicher Zinnober herausgestellt.

Nutzen Meinungsumfragen
Ich glaube überhaupt nicht dran, aber sie nutzen mir was, weil ich Stimmungen in der Bevölkerung zumindest andeutungsweise erahnen kann. Ich würde mir nur wünschen, dass bei diesen ganzen Umfragen, die Fragenkataloge und der genaue Zeitpunkt und der Ort mitgeliefert würden. Denn eine momentane Äußerung ist natürlich total von der Fragestellung abhängig, ja sogar von der Reihung der einzelnen Fragen. Auch von dem Ort, von der Tageszeit, vor oder nach dem Essen, mit oder ohne Zigarette und auch von dem Kontext.
Beispiel: Initiative der Grünen, die Volksentscheidsschwellen runterzusetzen. Wenn ich konservativer Politiker wäre, würde ich sofort der Frau Allensbach sagen: "Ich brauche ein paar Umfragen, die das ad absurdum führen". Bei der Wahl der 1000 zu befragenden Leute gehe ich streng nach meinen soziologischen Kriterien vor, d. h. ein paar Leute aus der Mittelschicht, ein paar Langzeitarbeitslose, noch ein paar Professoren, dann suche ich mir aber noch ein paar Städtchen aus, wo gerade ein Taximord passiert ist, was ich natürlich nicht mehr ausweise. Dort werde ich natürlich Antworten zum Thema "Einführung der Todesstrafe" kriegen, dass es nur so raschelt. Und schon ist wie bestellt bewiesen, daß man der sogenannten breiten Masse keine Entscheidungen übertragen kann.
Deshalb denke ich: nichts ist manipulierbarer als eine Umfrage. Ich könnte mehr damit anfangen, wenn sie offen legen würden, was genau sie wann und wo gemacht haben. Dennoch würde ich nie eine Meinungsumfrage zur Grundlage eines Interviews machen. Denn ich habe keine Ahnung, mit welchen Tricks und Kniffs und vor allem mit welchen Fragestellungen das Ganze abgefragt wurde.
Auch der Zusammenbruch des pay-TV Projektes ist ein Beweis dafür, dass die Natur des Menschen verrückten Entwicklungen wohltuende Grenzen setzt. Und wir haben jetzt die Wiederentdeckung des gemeinsamen Fußballguckens. Es gibt ja eine wunderschöne soziale Entwicklung auf der Rückseite von Premiere, dass sich nämlich die Leute in Kneipen, wo es Premiere gibt, treffen, weil sie sich nur wegen der Fußballspiele nicht diesen Decoder kaufen wollen. Das war neulich an diesem Meisterschaftssamstag zu bestaunen. In der Kneipe hocken, Bier trinken, für 5 Mannschaften gleichzeitig fiebern ohne Krach miteinander zu kriegen und einen wunderbaren Fernsehtag erleben ... das war das letzte Mal in den 50er Jahren möglich, weil nur einer in der Gasse ein Gerät hatte. Das ist eine ganz wunderschöne Geschichte, die zwar dem Herrn Kirch nicht gefällt, die aber sozusagen als Nebenprodukt der Entwicklung rausgekommen ist.

Repräsentative Aussagen bei Meinungsumfragen
Theoretisch ja, praktisch nein. Man sieht ja, dass schon die gleiche Frage von einem SPD-nahen Institut zu anderen Ergebnissen führt als die von einem CDU-nahen. Das ist ja so platt nachvollziehbar, was da läuft.

Eigene Teilnahme an Umfragen
Die Forschungsgruppe Wahlen hat mich mal per Zufallsgenerator ausgequetscht. Das war ok, das ist eines der seriösesten Insitute. Die wollten auch keine konkreten Daten haben, dann hätte ich auch sofort gedacht: wahrscheinlich verkaufen sie die gleich an jemanden, der mir dann irgendwelche Kataloge schickt. Ich stehe z. B. nicht im Telefonbuch, nichts desto trotz haben sie mich per Zufallsgenerator gefunden ... sie müssen offenbar über die Auskunft an mich gekommen sein. Sie wollten so wenig konkret von mir wissen, dass mir völlig klar war, dass die Umfrage wirklich anonym war. Da ich ja weiß, was das für Leute sind, die da jobben ... Studenten oder so, habe ich dem Mädchen den Gefallen getan und ¹ Std gelabert. Das ging über politische Einstellungen bis hin zu Wahlentscheidungen, auch die Sonntagsfrage, Grundüberzeugungen — da es aber so anonymisiert und nachvollziehbar war, fand ich das okay.
Auch für diese Art Umfrage wäre es interessant zu wissen: machen die das zur gleichen Zeit oder gibt es zwischen den Befragungen 3 Wochen politische Entwicklung? Dann nämlich sind 3 Wochen alte Interviews schon fast nicht mehr kompatibel, weil sie unter dem anderen Eindruck von tagespolitischen Ereignissen entstanden sind. Extrembeispiel wäre der 11. September. Wenn also in dem Interviewzeitraum, wo die ihr Call-Center in Bewegung setzen, der 11. September lag, dann kann man die Interviews nicht mehr miteinander vergleichen. Das setzt auch bei einer seriösen Geschichte wie die, wo ich Proband war, sehr viele Fragezeichen.

Wenn ich Leiter eines Markt- und Meinungsforschungsinstituts wäre ...
Ich würde mich nur auf ein Marktforschungsinstitut einlassen, das sich einer bestimmten ethischen Grundidee verpflichtet, also nicht everybody's darling ist. Der Bereich, den das Ministerium Künast beackert, also Verbraucherschutz und ökologische Landwirtschaft finde ich einen interessanten Aspekt. Das wäre ein Forschungsinstitut, das die subjektive Dimension dieser ganzen Fragestellungen wie z. B.: "Woran liegt es, dass wir nur 3% ökologische Lebensmittel verkaufen? Wo liegen die Vorbehalte" bearbeitet. Reizen würde mich also ein Institut, das sich in den Dienst einer vernünftigen Lebensmittelproduktion im weitesten Sinne stellt, aber nicht die Marktforschung als leere Hülse, die nach dem Motto "gib mir ein Ziel und dann forsche ich" arbeitet. Es muss vielmehr eine Institution sein, die auf ein klar vermittelbares, ethisches Ziel ausgerichtet ist. "Mein" Institut ähnelt dem, was das Ökoinstitut vielleicht ganz früher mal war. Nur ist es bei denen mehr Wissenschaft, während ich nach der subjektiven Seite des Erkundens fragen würde ... "wo liegen bei den Leuten die Probleme ... was müsste auf der Ebene von Information und Bewusstseinsveränderung getan werden?" Ziel wäre, dass vernünftige gesunde Lebensmittel und eine vernünftige Landwirtschaft, die mit den Ressourcen anders umgeht, stärker Raum greift. Das fände ich sehr reizvoll, wichtig und interessant.

Qualifikationen der Mitarbeiter
Die müssten diese ethische Grundausrichtung mittragen. Insgesamt gäbe das eine Art "Marktforschungs-Greenpeace". Sie sind klar der Zukunft zugewandt, aber mit einer speziellen Segmentierung, die sozusagen zwar sachgerechte, aber doch "Überzeugungstäter" rausschickt. Sie wollen nicht nur ihre täglichen Brötchen verdienen, sondern wollen wirklich etwas erreichen und ordnen ihr Tun einem ethischen Ziel unter. Die Leute müssten also auf diese Grundausrichtung eingepegelt sein und sicherlich auch kommunikative Qualifikationen haben. Dann würden sie in die corporate identity hineinpassen.

Alter der Mitarbeiter
Kommunikationsfähigkeit vorausgesetzt, würde ich Leute aus allen Altersgruppen beschäftigen. Das fängt bei den jungen Leuten ab dem Zeitpunkt an, wo sie politisch und gesellschaftlich ihr Leben mit eigenen Entscheidungen gestalten. Das kann schon ab 14/15 Jahren der Fall sein und reicht hin bis zu Leuten, die schon im "3. Lebensabschnitt" sind. Es gibt zwar diesen berühmten Satz "Wenn man etwas über Milch erfahren will, braucht man keine Kuh zu sein", aber in diesem Fall ist das Eingebundensein in ein Lebensgefühl eine relevante Größe. Wenn sich ein Älterer quasi runterbeugt und fragt: "Was denken eigentlich die Kids?", dann baut das Wahrnehmungshindernisse auf. Deshalb sollte die Rekrutierung ab 15 aufwärts aus den verschiedenen Altersgruppen erfolgen. Die Auswertung vom dem, was die Leute in wohl frei geführten Interviews reinholen, könnte man durchaus kollektiv durchführen. Oder man lässt sie von 2 verschiedenen Gruppen mit unterschiedlichen Gewichtungen quasi als Gegencheck auswerten.

Bildung / Ausbildung der Mitarbeiter
Man braucht sicher eine gewisse Kernmannschaft, die mit Statistik u. ä. rein rechnerisch umgehen kann. Es sollte auch ein paar Leute geben, die die betriebswirtschaftliche Seite eines solchen Unternehmens im Auge haben. Es braucht schon ein gerüttelt Maß an Traumtänzern, aber die müssten sozusagen abgefedert sein ... wie ein Spektiv, das völlig disfunktional ist, wenn man kein Stativ mit drei Beinen hat.

Nationalität der Mitarbeiter
Wenn man erst mal vom deutschen Sprachraum ausgeht, was ja wohl vernünftig wäre, dann wird man auch Leute brauchen, die zur sprachlichen Minderheit gehören. Denn auch deren Lebensgefühl muss irgendwie zu Buche schlagen, wenn man was rausfinden will. Wobei ich mir jetzt habe erklären lassen, dass die Türken in 2. und 3. Generation z. T. so stark frankfurterisch sprechen, dass sich die Balken biegen. Zum Teil aber brauchen sie ihr Türkisch-Deutsch, weil sie in Ghettos leben und sich noch abgrenzen. So was muss man aber mit "drin" haben, wenn man einen gesellschaftlichen Ist-Zustand beschreiben will, um dann was Prospektives rauszukriegen. Je abgeschlossener Migrantengemeinden sind, um so wichtiger sind sie, weil man dann ja überhaupt keinen Einblick von außen hat.

Vorstellungen zu Demoskopia

Die Stadt
Die Idee, eine Stadt Demoskopia zu bauen, ist absurd. Mir reicht die Anzahl der vorhandenen Städte voll und ganz.

Ort
Wenn dieses Institut mit dem ethischen Anspruch für eine schöne Welt arbeiten will, dann sollte es sinnvollerweise in einer schönen Gegend liegen. Ich meine das nicht als Refugium in einem Elfenbeinturm, sondern mehr als Vorschein. Da die Kommunikationstechnik heutzutage jeden Standort ermöglicht, wo nur eine Datenleitung hinführt, fände ich den Bereich der Mecklenburgischen Seenplatte sehr reizvoll.
Das ist ein möglichst menschenfernes, aber wassernahes Gebiet. Ja, ich könnte mir sogar einen Ponton auf dem Wasser vorstellen, wo sozusagen "das Schwabbeln des Wassers als Grundgefühl des Seins" erfahrbar wäre. Also entweder auf Pfählen im Wasser gebaut oder auf einem Ponton, in jedem Fall etwas, was dem Wasser ganz nahe ist, dem Element, das mit dem Leben am stärksten verbunden ist. Das Institut könnte auch am Land gebaut sein, wo man einige Bäche mit kleinen Kanälen zwischen den Häusern durchleitet. Die Gebäude sind aus gesunden, natürlichen und in die Landschaft passenden Materialien gebaut. Dabei denke ich nicht an ein Försterhaus mit Hirschgeweih am First, das kann durchaus ein sehr modern gebautes Haus sein, das sich aber trotzdem toll einfügt. Da gibt es wunderbare Beispiele.
Eine Art Empirie erforschende Zukunftswerkstatt an einer Seenplatte. Ich komme eigentlich nur auf Mecklenburg, weil es dort vermutlich am wenigsten Ärger machen würde. Dort sind noch nicht alle Seegrundstücke an reiche Geschäftsleute verkauft, da gibt«s einfach noch viel unverbrauchte Landschaft. Deswegen finde ich das Institut dort gut untergebracht - und in Ossiland sowieso, weil da vom Entwicklungspotenzial noch mehr zu retten ist.

Rekreative Einrichtungen
Es ist die große Frage, ob man das Leben und das Arbeiten zusammenlegt. Denn das zieht im übertragenen Sinne die Gefahr des zirkulären Prozesses nach sich. Da kann dann leicht aus der Lage, die den Vorschein auf eine bessere Welt hat, sozusagen die selbstgeschaffene bessere Welt in Abgrenzung zum Rest sein. Dann kommt es ganz leicht zu der Elfenbeinturmproblematik. Also Leben und Arbeiten an einem Ort halte ich für eher problematisch. Man könnte den Mitarbeitern die Möglichkeit ergeben, sich "ein Dorf weiter" anzudocken, aber man sollte den Platz, an dem geforscht wird, als Platz des kreativen Arbeitens lassen. Die Gefahr, dass dieser in sich drehende Zirkel ensteht, wäre durch die zu große Nähe, durch das Zuwenig Realität zwischen Arbeit und Leben, zu groß. Auch auf der symbolischen Ebene wäre das problematisch. Die Mitarbeiter sollten auf dem Weg von ihrer Wohnung zu ihrem Arbeitsplatz ruhig an einem im Straßengraben festgefahrenen Müllauto vorbeifahren können und nicht sagen "Müllauto? Lasst uns mal eine empirische Studie dazu machen".

Regeln
Brecht sagt: "In jeden Arbeiterstaat gehört ein anständiger Kartoffelsalat" und ich würde sagen "In jedes Arbeitsverhältnis gehört ein anständiger Arbeitsvertrag". Eine solche Institution würde ich trotz ihrem kreativem Potenzial über sauber geregelte Arbeitsverhältnisse abdecken, wo all dieser bürokratische Kram wie Kündigungsfristen usw. drinstehen. Die Erfahrung der Alternativ- und Spontibewegung, die einen Teil meiner Biographie ausmacht, sagt, dass in dem Moment, wo Zuständigkeiten nicht klar geklärt und transparent sind, sich informelle Kader bilden. Das führt zu viel verheerenden Kahlschlägen sozialer und psychischer Natur als eine klar gegliederte Hierarchie, die damit transparent und kontrollierbar ist. Deshalb auf jeden Fall Arbeitsverträge und möglicherweise sogar ein Regularium, das die Hierarchie in einem betriebswirtschaftlich sinnvollen Rahmen einer Wahl unterzieht. Also eine arbeitsteilige Hierarchie ist sinnvoll. Sie muss aber mit einem Höchstmaß an Transparenz und Mitbestimmung der Leute einhergehen. Die wiederum müssen über ganz normale, schlichte, vernünftige Arbeitsverträge abgesichert sein. Alle anderen Geschichten hören sich zwar sehr viel besser an, führen aber durch die Kellertür zu Horrorkabinetten.

Traumtänzer
Das sind Leute, die sich das Potenzial gönnen, ausbauen, durch Ausübung am Leben erhalten. Sie glauben zwar die ganzen Zäune, Barrieren und Bandagen des Lebens, die ja z. T. zum Überleben nötig sind, zu kennen, aber dann lassen sie diese per Fantasieproduktion einfach weg. Es sind Leute, die gezielt aus den Begrenzungen raustreten und Fantasieproduktionen machen können. Das kann ‡ la Jules Verne ins Literarische gehen, aber es kann auch als gesellschaftlicher oder technischer Entwicklungsversuch laufen. dieses Potenzial müßte in so einem Institut mit drin sein. Nicht nur die Empirie zusammenführen, sondern daraus gucken, wohin das führen sollte oder könnte. Dazu müssen natürlich all diese Barrieren, Begrenzungen, Zäune, die alle einen Sinn machen, um den Alltag zu regulieren, abgestreift werden können. Aber nach diesem Ausflug in die Welt der Traumtänzerei muss man tatsächlich wieder zurückkommen und das, was das Potenzial bringt, für andere, die nicht mittanzen konnten, verfügbar machen. Das steht im Unterschied zu dem, was in der amerikanischen Szene 'space cadet' heißt. Das könnte man auch mit Traumtänzer übersetzen, aber der kommt nicht zurück zu dem Punkt, an dem er mal ausgeflippt ist.
Beispiel: Der space cadet begeistert sich dafür, dass die Kristallkuppel an der Frisco Bay genau das ist, was er sich schon immer für sich vorgestellt hat. Er spart jetzt fieberhaft für das Auswandern nach Amerika und realisiert einfach nicht, dass er die Kohle allein schon für das Baugrundstück, geschweige denn für die Kristallkugel, nie zusammen kriegt. Er müsste sich eigentlich überlegen, ob sein Lebenstraum nicht vielleicht auch ein Mobilhome an der Frisco Bay sein kann. Aber das macht er nicht und wird deswegen weiterhin jeden Tag 8 Stunden im Hühner-KZ die Eier in die Kartons tun. Der Traumtänzer würde die fantastische Idee aufnehmen, würde sich aber für die machbare Version mit Mobilhome auf einem Pachtgrundstück entscheiden.

Demoskopia / Marktforschungsinstitute/Delphi
Wenn ich das antike Delphi richtig in Erinnerung habe, dann hat die Seherin nicht für bestimmte Firmen, Machthaber und Projekte gearbeitet. Sie war unter Umständen bereit, eine einzige Frage mit einer sehr bilderreichen Antwort zu bedenken, die schon wieder einen ganzen Braintrust brauchte, um richtig interpretiert zu werden. Die Antworten waren z. T. auch ambivalent zu interpretieren. D. h. die Seherin ist kein Meinungsforschungsinstitut, sondern ein Ersatz für eine Umfrage. Die haben sich quasi die 1000 Interviews mit allen Auswahlkriterien gespart, indem sie Phytia gefragt haben: "Soll ich die Perser angreifen?" Da hat sie gesagt: "Wenn du das tust, wird ein großes Reich zu Schanden werden" Sie ist sozusagen die empirische Erhebung selber gewesen, die in diesem Fall netterweise sogar noch eine Warnung in ihrer Antwort eingebaut hat. Er hätte sie nur verstehen müssen ...

Frau Noelle-Neumann, eine moderne Pythia?
Sie ist keine Phytia, selbst die Bezeichnung "Hexe" wäre zu viel der Ehre. Sie hat überhaupt keine magischen Dimensionen. Sie ist einfach ein aufgeschminkter Durchlauferhitzer.

Auftraggeber/Fragestellungen von Demoskopia
Meine thematische Ausrichtung wäre eine vernünftige Land- und Forstwirtschaft und gescheite Lebensmittel. Deshalb ist klar, dass das Geld eigentlich nur aus Stiftungen kommen kann, ein Stück weit auch vom Staat oder aber von Privatleuten, die sich selber ethisch engagieren wollen. Mir fällt jetzt zwar kein ethisch engagierter Kapitalist ein, aber es gibt sie bestimmt. Reemtsma käme dem nahe, aber er ist ja praktisch nur der Erbe und agiert nicht mehr innerhalb des Systems. Auch der ehemalige, "grüne" Frankfurter Kämmerer Königs hat sich rausgezogen und hat sein Millionenerbe dem Vietkong gespendet.
Aber nur aus der ethisch engagierten Ecke können die Auftraggeber kommen. Die Gesellschaft selber ist ja ein anonymes Konglomerat, aus der die Idee das zu erforschen sicher nicht kommt. In Frage käme etwas wie die Friedrich Ebert-Stiftung oder die Heinrich Böll-Stiftung, die Parteienhintergrund haben, aber Steuergelder abzocken. Oder aber der Nähmaschinenhersteller Pfaff. Bioland wird von der Pfaffstiftung wissenschaftlich betreut. Pfaff wollte einfach einen Teil der Gewinne, die er im Laufe seines Lebens erwirtschaftet hat, einem vernünftigen Ackerbau zukommen lassen. Diese Stiftung gibt es noch heute und finanziert mit den offensichtlich gut angelegten Geldern Vertrieb, Anbaumethoden und Bodenforschung - sie ist sozusagen der Braintrust hinter Bioland. Falls die Künast weiterhin Ministerin bleibt, könnten Gelder/Aufträge natürlich auch aus ihrem Ministerium kommen. Ihre Ziele mit 20% ökologischer Agrarproduktion in 10 Jahren kriegt sie ja nur hin, wenn die entsprechenden Daten vorliegen, d. h. vor allem: was man bei den Leuten ändern muss. Es gibt z. B. in der REWE-Kette das relative gute Ökolabel "Füllhorn", das wunderbare Wurst hatte. Das waren ganz konventionelle deutsche Sorten, die glaubwürdig ökologisch erzeugt wurden. Bei meinem Minimal — verdammte Tat — war leider nach 1 Jahr keine Füllhorn-Wurst mehr zu kriegen. Auf meine Frage sagte mir der Marktleiter "außer Ihnen hat die kaum keiner gekauft", wobei aber alle anderen Füllhornprodukte gut laufen. Da würde ich doch gerne mal rauskriegen, woran das liegt, was da für ein Verbraucherbewusstsein vorliegt.

Demoskopia "auf dem Wasser"
Demoskopia sollte auf jeden Fall stark mit dem Element Wasser verbunden sein, weil das das Element schlechthin ist: Wir bestehen in hohen Prozentzahlen aus Wasser, wir kommen da auch her und es ist "panta rhei", d. h. "alles fließt" ... "aus Gestern wird Heute" wie Brecht sagt.

(Gespräch mit Wolfgang Bauer im am 7. Mai 2002 in Frankfurt/Main

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