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projekt: demoskopia / 10 Befragungen / Schüler

Damit im Prinzip alles genauso wie die jetzige Lebenssituation wird, vielleicht alles noch ein bisschen extremer.

Interview mit Heinrich von Schwerin, Schüler

Ich heiße Heinrich von Schwerin und bin 19 Jahre alt.

finger: Was machst Du zur Zeit?

Heinrich von Schwerin: In 4 Wochen mache ich Abitur. Ich bin in der 13. Klasse. Danach werde ich gleich zu studieren anfangen.

finger : Wie fühlst Du Dich zur Zeit? Machst Du Dir über irgend etwas Sorgen?

Heinrich von Schwerin: Das ist das lockerste Leben, das ich bisher hatte - in der Oberstufe.

finger : Und auf die Gesellschaft bezogen, machst du dir da Sorgen?

Heinrich von Schwerin: In meinem täglichen Leben nicht. In der Schule, im Gemeinschaftsunterricht, setze ich mich öfters damit auseinander. Wenn mir irgend eine Situation nicht passt, dann hinterfrage ich das auch für mich.

finger : Kannst du einmal 10 Themen nennen, die Dir in Bezug auf die Zukunft als wichtig erscheinen?

Heinrich von Schwerin: Erfolg - für mich persönlich. Viel Spass. Ein erfülltes Leben. Und für die Allgemeinheit auf jeden Fall mehr Gleichberechtigung. Das Betrifft das Verhältnis zwischen Mann und Frau und auch die soziale Gleichberechtigung. Und dass sich auch in der Politik etwas verändert. Weil so sehr demokratisch ist es im Moment ja nicht, das ganze System.

finger : Welchen Sinn haben für Dich Zukunftsvoraussagen? Heinrich von Schwerin: Von Wahrsagern?

finger : Ja, aber gerne auch allgemeiner, wie zum Beispiel Prognosen etc.

Heinrich von Schwerin: Von Prognosen halte ich schon viel, wenn sie wissenschaftlich fundiert sind. Zum Beispiel Wettervorhersagen oder auch Wahlprognosen. Da gibt es fundierte Daten. Das finde ich sinnvoll. Da stütze ich mich dann auch drauf, vor allem beim Wetter. Was aber Horoskope oder Wahrsagerei angeht, da halte ich nichts davon.

finger : Für wen glaubst Du, ist es wichtig etwas über die Zukunft zu erfahren?

Heinrich von Schwerin: Beim Wetter ist das klar. Für mich persönlich, wenn die Vorhersagen zutreffen, kann das von großem Vorteil sein. Dass man Sachverhalte genau weiß und dann auch gezielt darauf hin arbeitet. Damit lässt sich die Schwäche des Anderen zum Beispiel vorhersagen und man kann gezielt vorgehen. Oder auch in der Politik, wenn man genau weiß was passiert, kann man sich darauf vorbereiten. Oder auch bei Krankheiten in der Klinik. Das wäre ein großer Vorteil, wenn man wüsste, was passiert und dann in der Zukunft die Heilmöglichkeiten schon sieht. Eine Hilfe wäre das sicher. Sehr, sehr gut.

finger : Welche Erfahrungen hast Du bisher mit Zukunftsvorhersagen gemacht?

Heinrich von Schwerin: Ich kenne Zukunftsvor- hersagen nur aus dem Horoskop oder aus dem Fernsehen - keine Ahnung. Selber habe ich noch keine Erfahrung damit gemacht. Das ist auch nix für mich. Ich glaube da nicht daran.

finger : Kennst Du Methoden und Techniken mit denen die Zukunft vorhergesagt wird?

Heinrich von Schwerin: Tarot - das Kartenspiel, Händelesen. Ich glaube das Glasrücken ist auch so eine Wahrsagersache und aus Würfeln lesen. Ja die ganz normalen Sachen, die man aus Funk und Fernsehen kennt.

finger : Wie ordnest Du die Genauigkeit solcher Vorhersagen ein?

Heinrich von Schwerin: Man kann glaube ich mit Wahrsagerei ganz schön verblendet werden. Weil einem damit auch unnötig Angst gemacht wird. Zum Beispiel, wenn jemand kommt und voraussagt: In 3 Jahren stirbst du in einem Autounfall. Ich glaube, dass es dann ein paar Leute gibt, die dadurch übervorsichtig Autofahren und vielleicht gerade deshalb einen Unfall provozieren. Dass das Vorhergesagte gerade dann eintrifft, dass sie darauf hin leben.

finger : Hattest Du selbst schon einmal mit Vorhersagen zu tun gehabt?

Heinrich von Schwerin: Nee, gar nicht, überhaupt nicht.

finger : Du richtest Dich auch nicht nach Horoskopen?

Heinrich von Schwerin: Horoskope, doch ich lese die schon. Aber meistens sind das dann solche Horoskope wie: Dir kann etwas schlimmes passieren, nütze den Tag. All die Alltagssprüche, die auf jede Situation passen. Wie, achte auf dein Geld und die ganzen Sachen, die immer stimmen. Ein richtiges Horoskop habe ich noch nie gelesen. Vor kurzem habe ich im Fernsehen eine Sendung gesehen. In der haben irgendwelche Leute "Sechs Richtige" gewonnen und 27 Leute hatten dann genau die gleiche, richtige Zahlenkombination, weil die Zahlen, die Figur einer Raute auf dem Tippschein bildete. Die haben dann 50000 Euro gewonnen. Und dann sind sie zum Wahrsager gegangen. Und der Wahrsager hat dann gesagt, ja das liegt nicht an den Zahlen, die ausgespielt wurden, sondern es liegt an seinem Horoskop, da der Jupiter oder Saturn in der richtigen Konstel- lation stehen. Und nur dann kann man gewinnen, wenn man eine astrologische Gewinnkonstellation hat. Daran glaube ich einfach nicht.

finger: Was glaubst Du, wie viele Leute sich nach Vorhersagen richten?

Heinrich von Schwerin: Ich glaube, dass sich schon ein großer Teil der Bevölkerung danach richtet. Also nicht unter den Jugendlichen aber unter den älteren Leuten.

finger: Sind für Dein alltägliches Leben Meinungsumfragen und Prognosen wichtig?

Heinrich von Schwerin: Umfragen ja. Mich interessiert es auch, wenn ich Umfragen über meine Altersgruppe sehe. Ob wir da laut Umfrage dauernd vor dem Computer sitzen zum Beispiel. Das interessiert mich schon, ob ich da irgendwie heraussteche.

finger: Welche Meinungsumfragen interessieren Dich dann am meisten?

Heinrich von Schwerin: Die, die mit mir persönlich am meisten zu tun haben. Oder solche, die mich im weitesten Sinne betreffen können. Das kann dann auch Politik sein, oder Umfragen zum sozialen Umfeld.

finger: Was glaubst du wie viele Personen an einer Meinungsumfrage teilnehmen müssen, damit diese dann repräsentativ wird?

Heinrich von Schwerin: Das kommt ganz auf das Thema an. Man muss Leute aus jeder Schicht befragen. Mann und Frau gleich bewerten. Ich weiß nicht. 80 Millionen Menschen leben in Deutschland. Ich glaube mit 50 - 100 Tausend kommt man da locker weg.

finger: Hast Du selbst schon einmal an Meinungsumfragen teilgenommen?

Heinrich von Schwerin: Ja, es fällt mir auf, dass es in letzter Zeit ziemlich modern ist Meinungs umfragen zu machen. In der Schule folgte eine Meinungsumfrage direkt nach der Pisa-Studie. Wie man die Schule sieht, was man nachmittags macht und das ganze Zeugs. Wie man zu Drogen steht und alles was mit dem schulischen Umfeld zu tun hat. Und dann hatten wir noch einen Informationstag, was wir nach der Schule machen wollen. Da kam direkt auch die Umfrage. Das finde ich aber eigentlich ziemlich gut.

finger: Was waren das für Leute, die euch befragt haben?

Heinrich von Schwerin: Lehrer.

finger: Von eurer Schule?

Heinrich von Schwerin: Die kamen von unserer Schule und von einer anderen Schule.

finger: Die eigenen Lehrer haben die eigene Schule befragt?

Heinrich von Schwerin: Ein Lehrer hat eine gene- relle Umfrage zu Schülern und Lehrern gemacht. Also kein persönliches Gespräch. Wir haben eine Liste bekommen zum ankreuzen. Zum Beispiel: Wieviel Stunden am Tag liest du?

finger: Wenn Du selber eine Meinungsumfrage machen könntest, wie würdest du da vorgehen? Wen würdest du fragen?

Heinrich von Schwerin: Das müsste quer durch alle Schichten gehen. Das dürfte dann nicht nur mein Freundeskreis vertreten sein, sondern ich müsste mich wirklich informieren, was genau Thema und Programm ist und mir danach gezielt aus jeder Schicht ein paar Leute aussuchen. Ganz zufällig. Sagen wir mal fünf aus dem Bereich Handwerk, acht aus dem Bereich Wissenschaft und dann noch ein paar aus dem Bereich Dienstleistung. Und das dann würde ich dann entsprechend der Bevölkerungsanzahl die Teilnehmer proportional befragen. Da werden dann natürlich weniger Rechtswissenschaftler befragt als Bauarbeiter. Man muss das im Verhältniss zur gesamten Bevölkerung machen.

finger: Stell Dir vor, Du bist Leiter eines Meinungsforschungsinstituts. Wo würdest Du Dein Institut ansiedeln?

Heinrich von Schwerin: Was den Ort angeht, macht das bei einem Meinungsforschungsinstitut nicht viel aus. Weil man sich immer an die bestimmten Umfragen anpassen muss. Und nicht an einem Ort alle Kriterien für jede Umfrage finden kann. Das wäre praktisch ziemlich egal. Ich würde das wahrscheinlich in Freiburg machen, weil ich hier wohne. Ich würde den Ort für mein Institut nicht nach irgend einer Umfrage richten, sondern nach meinem Wohlbefinden.

finger: Und was wären die Einstellungskriterien für Deine zukünftigen Mitarbeiter?

Heinrich von Schwerin: Menschen, die mit Leuten umgehen können. Es bringt ja nichts wenn man so einen asozialen Typen einstellt, der keine Ahnung hat. Man muss doch gebildet sein. Die müssten auch mit der Materie vertraut sein und sich dafür interessieren.

finger: Wo würdest Du die suchen?

Heinrich von Schwerin: Ich würde überall Anzeigen schalten. Und dann auch an der Uni schauen, in der Germanistik oder in Studienfächern, wo vielleicht geeignete Leute vorkommen können.

finger: Stell Dir vor Du könntest jetzt für Dein Meinungsforschungsinstitut eine ideale Umfragesituation schaffen. Wo würdest Du das machen, wie würde das aussehen?

Heinrich von Schwerin: Es müsste ein neutraler Platz sein, wo man nicht von aussen beeinflusst wird. Alles ziemlich neutral, ohne Ablenkung oder Fremdbestimmung.

finger: Die Frage ist noch viel spekulativer. Du könntest Menschen dafür ansiedeln, Häuser bauen lassen etc.?

Heinrich von Schwerin: Soviel bestimmen möchte ich da gar nicht. Wenn ich meine persönlichen Leute raus suchen würde, würde das, wenn ich ein neutrales Meinungsforschungsinstitut bin, völlig die Umfrage kippen und das Ergebnis verfälschen.

finger: Ich habe nicht gemeint, dass Du deine Lieblingsleute raus suchen sollst sondern vielmehr: Du hast dein Institut und bekommst die Möglichkeit, Dir ein ideales Forschungsumfeld zu konstruieren, worin Du dann Deine Umfragen machen kannst.

Heinrich von Schwerin: Puh

finger: Welche technischen Voraussetzungen brau- chst du vielleicht noch für dein Institut. Hast du da noch Wünsche?

Heinrich von Schwerin: Die Kommunikation leichter zu machen. Es wäre schön, wenn man nicht hinter den Personen herlaufen muss, die man befragen will. Das könnte man im Internet checken. Die Kommunikation ausbauen. Das persönliche Gespräch bringt eigentlich mehr, ist aber zeitintensiver.

finger: Wenn Du sagst persönliches Gespräch, würdest du versuchen Leute persönlich zu befragen?

Heinrich von Schwerin: Wenn ich eine Umfrage machen würde, würde ich mir zuerst einmal mit Fragebögen einen generellen Eindruck verschaffen. Und dann ganz gezielt bei einer repräsentativen Auswahl von Leuten persönlich das Gespräch führen. Um die Ergebnisse zu bestärken und zu unterlegen.

finger: Stell dir vor Du bist Städteplaner. Du wirst als Städteplaner und Meinungsforschungsinstitut beauftragt einen Ort "Demoskopia" zu gründen. Einen Ort um idealtypisch Meinungsumfragen durch zu führen.

Heinrich von Schwerin: Also wenn ich eine Stadt generell planen würde, so wie sie für mich ideal wäre, würde ich zunächst mal keine Ghettos zulassen. Also keine Elitegettos oder Arbeitersiedlungen. Das würde ich nicht machen, weil gemischt ist alles besser. Da fühlt sich auch keiner unterdrückt, nur weil er ein bisschen weniger verdient. Für eine Umfrage würde ich es interessanter finden, wenn die einzelnen Personen isoliert voneinander leben würden. Ein Ort, an dem die Kulturen aufeinander treffen und es Unterschiede gibt, finde ich für ein Umfrageinstitut viel interessanter. Generell würde ich ein gleichberechtigtes Wohnen und Leben vorziehen.

finger: Wenn ich Dich richtig verstehe würdest Du für Dein "Demoskopia" eine Situation konstruieren, die ein gewisses gesellschaftliches Gefälle hat.

Heinrich von Schwerin: Als Leiter des Umfrageinstituts würde ich das auf jeden Fall wollen. Persönlich nicht.

finger: Wenn Du das jetzt auf der grünen Wiese planen würdest, wie würde das aussehen?

Heinrich von Schwerin: Dann würde ich auf jeden Fall für die unteren Schichten Betonklötze hinsetzen, so wie es auch in Wirklichkeit ist. Die "Besser Verdienenden", in Anführungszeichen, werde ich dann in schönen, idyllischen Parklandschaften ansiedeln. Damit der Kontrast so richtig krass ist. Damit man bei den Umfragen ein entsprechendes Ergebnis erzielen kann. Die Mittelschicht würde den größten Anteil ausmachen. Ein paar Mittelschichtleute werde ich in sehr guten Wohngegenden leben lassen und ein paar Oberschichten in den, in Anführungszeichen, Ghettos. Damit im Prinzip alles genauso wie die jetzige Lebenssituation wird, vielleicht alles noch ein bisschen extremer. Die ganze Situation vielmehr fordernd - noch mehr ins Extrem gehen.

finger: Wo würde sich dann der Ort befinden?

Heinrich von Schwerin: Wenn ich den auf eine Landkarte zeichnen würde - ganz krass Ost-West.

finger: Um es noch einmal konkreter zu kriegen Ost-West kann ja überall sein. Steht der Ort jetzt auf der ehemaligen Grenze. Die eine Hälfte Ossis und die andere Wessis?

Heinrich von Schwerin: Wo genau ist mir eigentlich ziemlich egal. Der Ort müsste zum einen einfach das Idealbild einer Idylle und zum anderen das Extrembild einer Betonlandschaft verkörpern.

finger: Jetzt wird der Ort gebaut in der Region Deiner Wahl. Die Menschen sind angesiedelt um die Forschung endlich betreiben zu können. Wie leben die jetzt zusammen? Gibt es da ein Gesetz oder eine Verfassung?

Heinrich von Schwerin: Ja, Gesetz und Verfassung gibt es in jedem Fall. Muss es ja geben. Das gäbe eine schöne Umfrage. Nein, das Gesetz greift ein, wenn es zu Konflikten kommt - hält sich aber sonst zurück. Lässt die Leute leben. In Krisenfällen wird eingegriffen.

finger: Welche Einrichtungen fehlen vielleicht noch. Ich denke an Moscheen oder Kirchen usw.?

Heinrich von Schwerin: Für die breite Masse müsste auf jeden Fall ein Fußballstadion dastehen. Und am besten noch ein Formel 1 Ring daneben. Dann müssten da noch Schulen sein - Gesamtschulen. Also keine Teilung zwischen Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Es gibt religiöse Versammlungsräume, aber nicht in dem Maße wie zur Zeit. Es gibt keine großen Kirchen und Moscheen. Vielleicht ein Bürgerhaus, wo sich die Christen oder Moslems treffen. Also alles sehr stark auf die Unterhaltung ausgerichtet. Natürlich dann auch für die gebilde- teren Museen - aber alles sehr unterhaltend.

finger: Was heißt für dich unterhaltend?

Heinrich von Schwerin: Fußballstadion und Kino und Theater. Fußballplätze und Tennisplätze, so dass die Menschen ein übertriebenes Freizeitangebot haben, was sie machen können - aber nicht müssen.

finger: Welche Fragen könnte Dir der neu gegründete Ort beantworten? Oder anders, welche Fragen hättest Du an "Demoskopia"?

Heinrich von Schwerin: Am Anfang nach einem Monat etwa, wenn die Leute direkt eingezogen sind, würde ich sie erst einmal zu ihrer Lebenssituation befragen, wie sie sich einschätzen. Und was für Veränderungen sie zu ihrem alten Leben sehen. Obwohl sie ja in ähnlichen Wohngegenden wohnen und das gleiche Umfeld haben. Wo sie Unterschiede sehen. Und wie sie glauben, dass sich das entwickelt. Nicht groß philosophisch. Sondern einfach ob sie glauben, dass es ihnen besser gehen wird oder schlechter. Und ob sie erst einmal zufrieden damit sind, oder ob sie sich das anders vorgestellt haben, dass sie bevorzugt wurden für das Projekt. Und dann würde ich noch einmal nach 10 Jahren nach fragen, ob sich etwas geändert hat an der Situation oder ob sie sich noch genauso fühlen wie damals. Besonders, da sie ja ein Freizeitangebot haben, das ja auch umsonst ist.

finger: Wenn du jetzt "Demoskopia" noch einmal als Orakel anschaust, hast du da Fragen an die Zukunft und wenn ja, welche?

Heinrich von Schwerin: Ich würde gerne die ganzen Szenarien, die ich mir vorstelle sehen. Wie sich das entwickelt. Und wie ich dann auch die Möglichkeit hätte im richtigen Leben darauf zu reagieren. Das ist genauso wie am Anfang bei der Wahrsagerei - ob ich daran glaube oder nicht. Wenn es bewiesen wird, dass es das gibt, würde ich das auf jeden Fall nützen auch um den anderen damit zu helfen. Aber so richtige große Fragen, ich weiß nicht, ob ich damit zum Orakel gehen würde.

finger: Was meinst Du mit: Wenn sie alle unter den gleichen Bedingungen leben?

Heinrich von Schwerin: Also die kommen von ausserhalb und ich steck die dann in meine Stadt, wo es keine Unterschiede im Sozialen gibt. Zwischen Religionen gibt es ein Unterschied. Die Bildung würde sich dann auch langsam angleichen. Dass alle die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben. Ich würde das untersuchen, wie in der Schule, wo eine Pisa-Studie gemacht wurde, und schauen, ob die jetzt gleich ausfallen würde. Weil die unteren Schichten sehr wenig gebildet sind und sich auch nicht für Bildung interessieren, wenig lesen und so weiter. Ob bei den Gebildeten ,in Anführungszeichen, wenn die von ihrer Stufe runter gesetzt werden und dann keine Kindheit genossen hätten, wie sie normalerweise hätten, ob die dann auch noch soviel lesen würden und ob ihre Freizeitgestaltung noch genauso aussähe wie jetzt?

finger: Wenn ich Dich richtig verstanden habe. Noch einmal mit meinen eigenen Worten. Dich würde interessieren, ob eine Form von sozialer Gleichheit ein fruchtbares Ergebnis bringen würde?

Heinrich von Schwerin: Das Ergebnis würde mich einfach interessieren, weil wir kennen ja nur das Ergebnis, so wie es jetzt ist. Und wenn jetzt alle gleich sind, ob die Menschen, die sich in einem guten Haus entwickeln, in einem reichen und wohlbehüteten Haus, sich gleich entwickeln würden unter schlechteren Bedingungen. Oder ob Leute, die aus schlechteren Bedingungen her kommen, sich unter gleichen Bedingungen dann besser entwickeln würden. Oder ob das von der Gesellschaft abhängt, wie man sich entwickelt, oder nur von der Person, von einem selber. Das würde mich interessieren.

 

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