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projekt: demoskopia / Auswertung

Auswertung der qualitativen Studie ãDemoskopiaÒ
Meinungsforschungsinstitut I.P.S.A.

Wolfgang Bauer, I.P.S.A.-Institut (Bauer & Blank) in Frankfurt/Main

1. Hintergrund, Ziel und Anlage der Untersuchung

Ziel dieser Untersuchung war es, über die Ermittlung der Idealvorstellungen von Zukunftsexperten zu einer fiktiven Gemeinschaft (einem Platz, einem Ort) Vorstellungen und Werkzeuge zur Gestaltbarkeit von Zukunft zu erfahren. Die Untersuchungsergebnisse fließen ein in das Projekt demoskopia anlässlich der Ausstellung Museutopia im Karl Ernst Osthaus- Museum, Hagen.

Mit der Durchführung der Studie wurde das I.P.S.A.-Institut (Bauer & Blank) in Frankfurt/Main beauftragt, das seit 1980 Studien im Bereich der Markt-, Media- und Sozialforschung durchführt.

In Zusammenarbeit mit der Produktionsgemeinschaft finger Frankfurt/ Main wurde eine Gruppe von Befragungspersonen bestimmt und ein Frageleitfaden erstellt. (siehe Anlage)

Folgende Punkte sollten in der Befragung angesprochen werden:

(1) Persönliche und berufliche Hintergründe
(2) Die Bedeutung von Zukunft
(3) Erfahrungen mit Zukunftsvorhersagen
(4) Die Bedeutung von Zukunftsvorhersagen
(5) Vorstellungen zu einer Gemeinschaft, einem Platz, einem Ort demoskopia
(6) Unterschied zwischen demoskopia und dem antiken Delphi

Als Befragungspersonen wurden solche Personen ausgewählt, die professionell mit "Zukunft" zu tun haben und die in der Öffentlichkeit oder in einer Fachszene (Gesundheitswesen, Selbstfindung, Produktdesign, Entwicklungsprojekte) als Zukunfts- experten bekannt sind. Von 15 schriftlich bzw. telefonisch kontaktierten Befragten erklärten sich 10 zu der Befragung bereit.

2. Stichprobe

Sieben der 10 Befragten sind deutscher und je einer schweizer, österreichischer und amerikanischer Nationalität.

Im einzelnen wurden folgende Personen befragt:
- Mythenforscher
- Jugendforscher
- Zukunftsforscher
- Wahrsager
- Apache-Medizinmann
- Managementberater (Entwicklungsbank)
- Produkteerschaffer
- TV-Journalist (ARD)
- Hypnotherapeut (Reha)
- Leiter der Bibliothek für Zukunftsfragen

Die Befragten wurden in der Zeit von Februar bis Anfang Juni 2002 anhand des Gesprächsleitfadens in ihren Wohnungen, Arbeitsstätten oder bei einer Reise von 6 Mitarbeitern des Instituts (3 w / 3 m) in Deutschland bzw. in Österreich zu Einstellungen, Meinungen und Vorstellungen befragt. Ein Interview wurde in Englisch durchgeführt. Die Interviewdauer betrug zwischen 1,5 und 2,5 Stunden.

3. Auswertung

- Die Interviews wurden abgeschrieben, den Be- fragungspersonen zugesandt und von diesen gegengelesen.
- Die Interviews wurden hinsichtlich der Vorstel- lungen der Befragten zu demoskopia analysiert und in schriftlicher Form zusammengefasst (siehe Punkt 6 "Die Vorstellungen der befragten Experten" und den Teil "Konzeptcharts")
- Von den 10 Befragten erklärten sich 9 dazu bereit, dass ihre Interviews von den Besuchern der Ausstellung gelesen werden bzw. im Aus- stellungskatalog abgedruckt werden können.
- Die acht Interviews, die im Katalog abgedruckt sind, wurden der besseren Lesbarkeit wegen, mit Zwischenüberschriften versehen.

4. Parallelbefragung

Zwei Mitarbeiter des Teams des fingerbüros (1 w/1 m) befragten in gleicher Weise parallel 10 MitbürgerInnen zwischen 19 und 78 Jahren zu ihren Vorstellungen zu demoskopia: 6 männliche Befragte und 4 weibliche Befragte. Von ihren Berufen her sind dies folgende Personen:

- Schüler
- Studentin
- Teilzeitarbeiter, Student und Kleinunternehmer
- Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Bereich Technik, Gesellschaft und Umweltökonomie
- Facharzt für Psychatrie und Neurologie
- Freiberuflerin im Bereich BWL ¥ Montagearbeiter
- Ethnologin, Schriftstellerin, Ökobäurin
- Richter a.D.
- Architekt

5. Die Vorstellungen der befragten Experten zu Demoskopia

(1) Der Begriff »Zukunft» wird von den Befragten unterschiedlich gesehen bzw. in ihrer Arbeit genutzt, z. B.:

- Zukunft ist nie, es gibt immer nur das Eben, das Jetzt, den Augenblick, den Moment.
- Zukunft ist die Folge von vergangenen Ereignissen.
- Zukunft kann gemeinsam geplant und gestaltet werden.
- Zukunft ist eine Projektionsfläche für Vorstellun- gen, Hoffnungen, Wünsche, Orientierungen, Pläne. Sie gibt den Raum frei für mögliche Veränderungen.
- Zukunft ist das Ergebnis von Zufällen.
- Zukunft ist die magische Aura, mit der man etwas Neues, ein Produkt, einen Politiker usw. umgibt und präsentiert.
- Zukunft kann man gemeinsam phantasieren.

(2) Sicht von Markt- und Meinungsforschung

Die Markt- und Meinungsforschung wird von der Mehrzahl, auch z. T. von den Praktikern, sehr kritisch gesehen. Einwände beziehen sich darauf, dass die Ergebnisse interessengeleitet ("gekauft") sind, Zukünftiges nicht wirklich voraussagen können und oft manipuliert sind.

(3) Eine Gemeinschaft, ein spezieller Ort demoskopia

ist für einen Teil der Befragten aus verschiedenen Gründen (untauglich, unwissenschaftlich, unpraktisch, unbezahlbar, unrealistisch usw.) nicht recht vorstellbar. Diese Befragten sehen demoskopia als einen Ort, wo ein Fragesteller mit Hilfe geeigneter Gerätschaften mit sich selbst konfrontiert und in einem Selbsterkenntnisprozess unterstützt wird (magischer Raum, Selbstorakelraum) bzw. als "Ort" im Individuum ("im Kopf"). Der Fragesteller soll eine, seine innere Stimme als Orakelantwort vernehmen (lernen).
Die anderen Befragten sehen demoskopia als kurzfristig für eine Aufgabenstellung zusammenkommende Prognosegruppe, als eine Mischung aus unabhängigem Archiv, freiem Institut, Philosophenschule bzw. institutsähnlichen "Häusern der Zukunft" oder gar als ein globales, ortsunabhängiges, sich selbst steuerndes Netzwerk.

(4) Sicht von Mitarbeitern von demoskopia

Wenn die Befragten sich zu Mitarbeitern äußern, beschreiben sie sie als gut ausgebildete, kommunikative, phantasievolle, kreative, etwas verrückte, unkonventionelle, kompetente, hoch reflektierte Menschen, die hinhören und Stimmungen von Menschen gut aufnehmen können, die Geduld und Ausdauer haben, aber auch menschlich sind und auch mal Fehler machen (und daraus lernen). Das Alter der Mitarbeiter wird von den Befragten zwischen 14 und 70 Jahren angesetzt.

(5) Sicht des Ortes von demoskopia

Orte für demoskopia werden vorgestellt als magisch-meditativ, lebendig, gemütlich, rekreativ, Geist und Körper anregend, künstlerisch und z. B. eingebettet in eine Stadt, in der sich Urwüchsiges mit Modernem mischt.

(6) Die Technologie von demoskopia

ist entweder sehr einfach (Autotrance bzw. Mittel, die eine Stimmung induzieren) und/oder hoch telekommunikativ.

(7) Werte in demoskopia

sind u.a.
- Selbstfindung
- Selbsterkenntnis
- Demokratie
- Unabhängigkeit
- Ehrlichkeit
- Hoffnung
- Orientierung
- Wahrheitssuche
- Kreativität
- Phantasie
- Spiel
- Ethik

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