Drei Räume des "Neuen Museums für Bienen" in Budapest |
Der geeignete Ort dafür war die Kunsthalle in Budapest auf deren Rückterrasse die drei neuen Museumsräume ihren temporären Aufstellungsort fanden. Von hieraus konnten die Bienen einen weitläufigen Park befliegen ohne die Besucherströme am Haupteingang zu sehr zu beunruhigen, denn die Aufstellung von Bienen war in ungarischen Städten bisher verboten. Um so größer war das mediale und öffentliche Interesse an den ersten offiziellen Stadtbienen in Budapest.
Besonders die Gründung einer neuen „gemischten Bienengruppe“ in Budapest, als Teil des von Katalin Erdödi kuratierten Ausstellungsprojektes erfreute sich regen Zuspruchs. Von den über achtzig Bewerbern konnte am Ende leider nur die Hälfte betreut werden. Dabei reichte der Teilnehmerkreis von Anfängern bis zu erfahrenen Imkern, die dankenswerterweise im Nachgang bis heute die Betreuung der neuen Stadtimker übernommen haben.
Die einzelnen Ausstellungsräume standen unter den Titeln: Sollen wir sie essen?, Sind Bienen die besseren Demokraten und Treten Sie der gemischten Bienengruppe bei.
Blick in den Museumsraum: Sollen wir Sie essen? |
Sollen wir sie essen?
In eine Wahlurne aus Plexiglas konnten die menschlichen Besucher ihr Votum durch einen weißen Zettel mit Ja und einen roten Zettel mit Nein abgeben. Das Ja stand für die Zustimmung einer Empfehlung der FAO. Im Mai 2013 veröffentlichte die Ernährungs und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) eine neue Studie in der die Rolle der Insekten für die menschliche Ernährung und als Tierfutter hervorgehoben wird. Sowohl die in der Natur gesammelten Insekten, wie auch die auf speziellen Farmen gezüchteten Insekten, stellen eine Alternative zu der CO2 intensiven Zucht von Rindern und Schweinen dar. Es wird geschätzt, dass bereits heute der Verzehr von Insekten-Eiweiß auf dem Speiseplan von mehr als 2 Milliarden Menschen stehen. Wie zu erwarten stimmte aber der Großteil der Besucher für nein. Um auf die nach Nüssen und Pilzen schmeckende Spezialität von gegrillten Bienenlarven aufmerksam zu machen organisierte die „gruppe finger“ einen öffentlichen Bienen Barbecue. Durch die durchsichtige Wahlbox konnten die Bienen beim Befug ihres Museums das Votum der Menschen mitverfolgen.
Bienen Barbecue |
Sind Bienen die besseren Demokraten?
Wie entscheidet sich ein Bienenschwarm aus einer Reihe von potentiellen Nistplätzen für den besten, den sie beziehen wollen? Ganz einfach: Sie stimmen ab! Hoch spezialisierte "Scoutbienen" machen sich in einem Radius von mehreren Kilometern auf die Suche und "berichten" von den Nisthöhlen, die sie entdeckt haben. Größe, Beschaffenheit und die Lage der Höhle sind einige der Parameter, die präzise untersucht und an die Bienen im Schwarm kommuniziert werden. Grundlage dieser Kommunikation ist, wie auch bei der Nahrungssuche, der "Schwänzeltanz" mit dem die Bienen die Richtung, die Entfernung und auch die Qualität ihrer Entdeckung beschreiben können.
Blick in den Ausstellungsraum: Sind Bienen die besseren Demokraten |
Auf diese Art und Weise berichten unterschiedliche Scoutbienen von unterschiedlichen Nistplätzen und bringen die Bienen auf der Oberfläche des Schwarms dazu ihrerseits diese Angaben zu überprüfen und ihre Schlussfolgerungen wiederum mitzuteilen. Im Laufe einer längeren "Debatte" entstehen so unterschiedliche Gruppen von Scoutbienen, die, je nach Qualität der Nisthöhle, in unterschiedlicher Zahl und Vehemenz für ihren favorisierten Nistplatz werben.
Erst dann, wenn sich für einen bestimmten Ort eine deutliche Mehrheit entwickelt hat, wird die Debatte gestoppt und der gesamte Schwarm mit ca. 20000 einzelnen Bienen macht sich auf den Weg in sein neues Zuhause. Auffallend dabei ist, dass ein Bienenschwarm aus einer Reihe von qualitativ unterschiedlichen Nistplätzen immer den besten herausfindet und bezieht. Die Königin hat mit all dem nichts zu tun, sie lässt sich von den spezialisierten Scoutbienen führen.
Bilck in den Ausstellungsraum: Treten Sie der "gemischten Bienengruppe" bei! |
Treten Sie der "Gemischten Bienengruppe" bei!
In der "Gemischten Bienengruppe" kann gemeinsam mit anderen die Imkerei erlernt werde. Das Angebot ist offen für Teilnehmer aus allen gesellschaftlichen Bereichen und richtet sich im Besonderen auch an Menschen in prekären Lebenssituationen wie auch an Menschen, die in direkter Nachbarschaft zum Bienenstand leben.
Dabei steht für einige der Teilnehmer die Imkerei als Hobby und als Ausgleich zur Erwerbsarbeit im Vordergrund, andere Teilnehmer hingegen planen die Imkerei für sich als ökonomische Nische und Nebenerwerb zu nutzen. Für alle Teilnehmenden aber, die Initiatoren miteingeschlossen, ergibt die Arbeit mit den Bienen, die in der Fachliteratur auch gerne als die Poesie der Landwirtschaft beschrieben wird, die Möglichkeit ihr eigenes Verhältnis zur Arbeit neu zu bestimmen.