Das Sammelgebiet eines Bienenvolkes erstreckt sich dabei auf annähernd 50 Quadratkilometer und ist damit etwa so groß wie das Stadtgebiet einer Großstadt wie Köln. Wenn man diese Größenordnung auf Frankfurt überträgt, kann man davon ausgehen, dass ca. ein Fünftel des insgesamt 248 Quadratkilometer großen Stadtgebietes von einem Bienenvolk beflogen wird.
Luftbild von Frankfurt am Main |
Für ein Glas Honig müssen Arbeitsbienen rund 40.000 mal ausfliegen und dabei 2 bis 7 Millionen Blüten besuchen. An guten Tagen können Sammlerinnen eines Volkes mehrere Kilogramm Blütennektar einfliegen.
Nur wenigen Menschen ist dabei bewußt, dass es sich für die Bienen mittlerweile in den Städten vielerorts besser leben läßt, als auf dem Lande, wo ausgedehnte Monokulturen, fehlende Feldrandstreifenbepflanzung, teilweise extrem trockene Sommer und nicht zuletzt eine immer älter und kleiner werdende Imkerschaft die Lebensbedingungen der Bienen einschränken.
Die Kastanie ist eine ergiebige Trachtpflanze in der Stadt |
Dem gegenüber bieten die Ballungsräume durchschnittlich höhere Temperaturen und eine (noch) höhere Zahl an Imkern, ohne deren Betreuung die Bienen aufgrund von Schädlingen weder in der Stadt noch auf dem Land überleben könnten. Vor allem aber finden sich hier kontinuierlich gewässerte Anlagen und Parks und eine große Vielfalt an öffentlich und privat betreuten nektar-, honigtau-, und pollenspendenden Kulturpflanzungen. Somit ist der in Städten eingetragene Honig ein besonders vielfältiger Honig, was ihn von den Honigen aus ländlichen Gebieten deutlich unterscheidet. Dort sind die Bienen an ihrem Standort häufig auf eine Monokultur angewiesen, die nur wenige Tage oder Wochen in Blüte steht. Zusätzlich gewinnt der in der Stadt eingetragene Honig dadurch an Qualität, dass die Pflanzen in den Städten in der Regel weder gespritzt, noch gentechnisch verändert werden.
Einladungskarte zur Eröffnung des Bienenstands im Turm der Weißfrauen Diakoniekirche |
Bienen, die wie hier zum Beispiel im Turm der Weißfrauen Diakoniekirche im Frankfurter Bahnhofsviertel ihren Standort haben, befliegen je nach Trachtbedingungen einen Flugkreis von ca. 3-5 Kilometern. In der direkten Umgebung befliegen sie die Mainufer-Anlagen. Im Osten fliegen die Bienen über den Zoologischen Garten bis hin zum Ostpark, im Süden reicht der Flugkreis bis in den Stadtwald hinein, im Westen erstreckt sich der Radius bis an den Rebstockpark und im Nordwesten und Norden werden der Botanische Garten, der Palmengarten, der Grüneburgpark und der Hauptfriedhof beflogen.
Das von finger zwischen tierwirtschaftlicher, gesellschaftsgestaltender und künstlerischer Tätigkeit angesiedelte Projekt Stadtimkerei hat sich zum Ziel gesetzt, eine dauerhaft finanziell unabhängige Arbeitssituation für finger aufzubauen. Gleichzeitig reflektiert das Projekt vor dem Hintergrund der jeweils beherbergenden Institution Unterschiede und Gemeinsamkeiten von künstlerisch und wirtschaftlich ausgerichteten Arbeitsweisen und stellt diese dar.