Ausstellung / selbst beauftragt gestalten
"Wollen Sie Ihrer Bank auch etwas mitteilen?"
Eine Initiative von Frank Schmall
Installation und Ausstellung im Schaufenster von finger
Alten Mainzer Gasse 4-6, Frankfurt am Main
Dauer der Ausstellung: 22.07.06 bis 22.09.06.
Wie ca. 300000 weitere Betroffene, fühlt sich auch Frank Schmall als Immobilienopfer, in seinem Fall der Deutschen Bank. Als Besitzer einer sogenannten "Schrottimmobilie" hat er sich mit anderen Geschädigten zur "IG Worms" zusammengeschlossen, die eine Rückabwicklung der getätigten Immobilienkäufe fordert. Einem Geschäft, das die Geschädigten aus ihrer jetzigen Perspektive als Betrug empfinden, und über dessen Umstände sie auf ihrer Webseite: www.peanuts-opfer.de informieren. Die Affäre ist hinlänglich bekannt und ging wiederholt durch die Presse.
Was Frank Schmall betrifft, so will er sich damit noch nicht zufrieden geben. Er setzt sich zur Wehr und beklebt mit Aufschriften wie: "Never ever Deutsche Bank" oder "Wollen sie Ihrer Bank auch etwas mitteilen?" sein Auto. Nachrichten in Leuchtschrift, die ihn jetzt täglich auf seinen Geschäftsreisen durch Frankfurt begleiten. Da sich die Deutsche Bank nach Herrn Schmalls Bekunden in Zukunft auch verstärkt in türkischen Geschäftsfeldern engagieren will, lässt er seine Nachrichten jetzt auch ins Türkische übersetzten.
Dauern seine Kundenbesuche einmal etwas länger, hat er eine weitere Überraschung im Kofferraum: Sein Kinderfahrrad. "Anna unterstützt die Opfer der Deutschen Bank", ist auf dem kleinen Fahrrad in Leuchtschrift mit dazugehöriger Internetadresse zu lesen. Mit einem Wimpel ausgerüstet, auf dem das "Victory-Zeichen" des Herrn Ackermann zu erkennen ist, lässt sich das Fahrrad gut im Straßenverkehr ausmachen. Angeschlossen an den nächsten Laternenpfahl ist Herr Schmalls Kinderfahrrad ein probates Mittel, um sich für sein Anliegen zu jeder Zeit und an jedem Ort Gehör zu verschaffen. Aber keiner soll glauben, dass das Kinderfahrrad keine Eltern habe. Mama und Papa stehen mit dem gleichen Bekenntnis seit über einem Jahr auf dem Grünstreifen vor der Deutschen Bank Frankfurt. Auf wundersame Weise melden sich in den letzten Monaten zudem immer zahlreicher werdende Verwandte zu Wort,
Protestfahrräder, die vor Bankfilialen in Städten wie Köln, Aschaffenburg oder Wiesbaden auftauchen.
Richtig bekannt geworden ist Frank Schmall aber mit seinem roten Kadett, den er beschriftet auf einen öffentlichen Parkplatz vor der DWS Zentrale (Fondsgesellschaft der Deutschen Bank) in Frankfurt geparkt hatte. Ein Werbefahrzeug der ganz neuen Art, das
bei der Geschäftsstelle auf wenig Gegenliebe traf. Nach anfänglich hilflosen Versuchen, das Fahrzeug hinter abgestellten Mopeds und Fahrräder verschwinden zu lassen, ging die Marketingabteilung in die Offensive und verhüllte das "Corpus Delicti" hinter einer Reihe von Pflanzenkübeln mit "Tujagehölz". Eine Maßnahme, die nicht lange auf Herrn Schmalls Antwort warten ließ, der sein Fahrzeug mit einem Dachgepäckträger aufrüstete, an welchen er ein Schild montierte, mit der Aufschrift: "I feel as a Deutsche Bank Real Estate's Victim". Ein Schild, das weit über die Tujahecke ragte, um die interessierte …ffentlichkeit über sein Anliegen aufzuklären. Sein Fahrzeug durfte er solange kostenfrei abstellen, bis ein neu installierter Parkscheinautomat den Dauerparker vertrieb.
Diese Präsentation war 2006 der Auftakt der Ausstellungsreihe: "selbst beauftragt gestalten". In der Reihe werden Einzelpersonen und Initiativen vorgestellt, die mit außergewöhnlichen Strategien, in eigenem Auftrag, ihr gesellschaftliches Umfeld gestalten.
Auf ganz eigene Art und Weise bahnt Herr Schmall mit seiner Arbeit neue Wege für öffentliche Aufmerksamkeit. Seine Autobeschriftungen und Fahrräder sind dabei ein kultureller Beitrag, der auf exemplarische Weise auf gesellschaftliche Wirklichkeit und Missstände aufmerksam macht.