Ausgehend von der These,
dass sich gesellschaftsgestaltende Neuerungen zunächst
in kleinen Gruppen oder in Mikrosystemen erproben, richten sich die "evolutionären
zellen", quer durch alle Sparten und Professionen, an diejenigen, die
als Laien oder Profis, selbstbeauftragt ihr gesellschaftliches Umfeld gestalten.
Wir fragen nach Situationen, bei denen gesellschaftsgestaltende Ideen und
deren Vermittlung, Gestaltung und Umsetzung auf eine exemplarische Art und
Weise zusammenwirken, so dass sie zu einem Bezugspunkt im gesellschaftlichen
Gefüge und Diskurs werden. Ungeachtet der Chancen auf die Verwirklichung einzelner
Ideen ist unsere Zielsetzung, den Entwicklungen "evolutionärer zellen"
ein Forum zu bieten und damit zur Darstellung und Vermittlung der "evolutionären
zellen" als relevante Faktoren kultureller Prozesse und Produktion beizutragen.
Wenn auch nicht alle Projekte zu weitreichenden Veränderungen führen können,
so sind doch gerade ihre seismogaphischen Eigenschaften von großer Bedeutung,
die die Bewegungen und Verwerfungen im gesellschaftlichen Alltag anzeigen.
Jede "evolutionären zelle" erzählt dabei auch immer von seinen Erfindern,
deren Einsatz und Verantwortung, die sie im Alltag leisten und übernehmen.
Um diese ganz heterogenen Ansätze einer möglichst breiten Öffentlichkeit zugänglich
zu machen arbeiten wir an verschiedenen Formen des Austausches, der Aktualisierung,
der Präsentation und der Archivierung. Dies streben wir vor allem durch den
Aufbau dieser Internet-Plattform an, die es neben der reinen Sammlung der
Beiträge auch erlaubt, Aktualisierungen einzelner Projekte vorzunehmen (wettbewerbe),
redaktionelle Beiträge zu plazieren (news & stories),
Kampagnen, Präsentationen zu dokumentieren (projekte)
und Know-how zur Verfügung zu stellen.
Langfristig ist das Ziel, anhand einer Topographie der gestaltenden Modelle,
ein aktuelles Gesellschaftsbilder zu entwickeln, die über den zeitdokumentarischen
Charakter hinaus, immer neu, ihr Veränderungspotential widerspiegelt und Handlungsräume
für die Zukunft eröffnet. Wir suchen dabei nicht nach Belegen für irgendeine
Theorie, sondern nach exemplarischen Fällen der Wirklichkeit. Im besten Falle
sind diese Beiträge so eigenartig oder absurd, dass sie sowohl Rückschlüsse
auf die jeweilige Geschichte, wie auch auf die ihnen zugrunde liegenden kulturellen
und gestalterischen Muster erlauben. Auf diese Art stellen wir Informationen
und Interpretationen zur Gestaltung des Alltags zusammen, mit dem Ziel, auf
lange Sicht, ein sich Stück für Stück verdichtendes Bild gegenwärtiger Kultur
und Gesellschaft zu entwickeln.
Ein übergreifendes Kriterium für alle Projekte, so unwahrscheinlich sie
sich auch manchmal anhören mögen, ist ihre reale Grundlage. Hinter den Geschichten
stehen Personen und Gruppierungen mit konkreten Anliegen, die sich jeweils
individuelle Formen erarbeitet haben, um ihren Ideen Ausdruck zu verleihen.
Auch wenn die einzelnen Vorgehensweisen aus unterschiedlichen Motivationen
entstanden sind und sich auf verschiedenste Bereiche des Lebens beziehen,
so ist es dennoch interessant, diese jeweilig ganz eigenen Handlungsstrategien
in einen Zusammenhang zu stellen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie jeweils ihre
Idee mit einer außergewöhnlichen Form der Umsetzung, Vermittlung und Darstellung
verbinden. Sie interpretieren die Gegebenheiten ihres Alltags neu, sie bewerten
Situationen anders und schaffen einen neuen gedanklichen Raum, der es nahe
legt oder zwingend notwendig macht, sich mit ihnen auf gesellschaftlicher
und kultureller Ebene auseinanderzusetzen.
Dabei geht es dann zu allererst nicht notwendigerweise darum, sich der inhaltlichen
Argumentation oder Programmatik dieser Projekte anzuschließen oder sie zu
verwerfen, sondern eher um die Möglichkeit, sich selbst als Handelnde(n) in
einer solchen Konstellation vorzustellen und sich anhand gegebener Beispiele
selbst einen neuen Interpretationsrahmen zu schaffen.
WETTBEWERB "EVOLUTIONÄRE ZELLEN"
Der mit 10.000 Euro dotierte Wettbewerb "evolutionäre
zellen" sucht Gruppen, Vereine, Unternehmen und Personen die durch ihr
Engagement neue Wege der Gesellschaftsgestaltung eröffnen. Den gesellschaftlichen
Ist-Zustand mit neuen Ideen verändern zu wollen ist nicht immer einfach, stößt
häufig auf Widerstand und konfrontiert mit der Frage, welche Form die Idee
annehmen muss, um den eigenen Ansprüchen zu genügen und gleichzeitig andere
zu überzeugen. Dementsprechend werden neue Ideen und gesellschaftliche Alternativen
zuerst in kleinen Zusammenhängen entwickelt und erprobt, in Form von "Modellen",
"gesellschaftlichen Inseln" oder "evolutionären zellen".
Mit der Frage: "Wie gestalten Sie Ihre Gesellschaft?" richtet sich der Wettbewerb, quer durch alle Sparten und Professionen, an
Laien oder Profis, aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Zusammenhängen,
die selbstbeauftragt ihr gesellschaftliches Umfeld gestalten.
Gesucht werden:
- Beiträge, die durch produktives Querdenken und Zweckentfremdung
vorgegebener Bedingungen, Missstände thematisieren.
- Beiträge von Autodidakten oder professionellen Dilettanten,
die sich auf eigensinnige Art und Weise eine neue/alternative Struktur erarbeiten,
um ihre Bedürfnisse und Überlegungen zu vermitteln und so innovatives und
kritisches Denken weiterentwickeln.
- Beiträge, die ihre Ideen mit außergewöhnlichen, innovativen
Formen der Umsetzung, Vermittlung und Darstellung verbinden und dadurch Möglichkeiten
der gesellschaftlichen Weiterentwicklung eröffnen.
- Beiträge, die das Überdenken der gegenwärtigen gesellschaftlichen
und kulturellen Konventionen nahelegen, bzw. zwingend notwendig machen.
- Beiträge, die auch in Form von Hinweisen und Beschreibungen
auf beispielhafte Formen der Gestaltung von Gesellschaft aufmerksam machen.
- Beiträge, die nicht Exempel irgendeiner Theorie sind,
sondern exemplarische Fälle der gesellschaftlichen Wirklichkeit.
Die Jury
Die Jury besteht jeweils aus Einzelpersonen und VertreterInnen
von Organisationen, die sich durch ihre Ideen und Vorgehensweisen im Bereich
der Gestaltung von Gesellschaft engagieren.