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Nachtaufnahme
Dresdens 1999 |
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Wolfram Höhne describes different types, of what he calls "Neues
Licht" ("New Light") +++ The illuminated nigth-time views of the city
of Dresden produced by light projectors reminds Höhne of tales
reported by his grandmother. She recalls that she saw the glow of
light of Dresden burning after the allied bombardment, from a distance
of 100 kilometers away. +++ Nowadays you can see the night-time lights
of a metropolis like Los Angeles from a distance of more than 320
kilometers. At night in the countryside you can identify 2500 stars,
whilst in a city you can distinguish about 250 stars, and from a metropolis
you can only spot about 12 stars. +++ The New-Light-conditions make
astronomy more and more difficult because of the increasing brightness
of the night sky, the comparably weak shining celestial bodies loose
visibility. Astronomy has come into conflict with the developement
of culture. +++ (...) +++ In 1998 the founding of the Dark Sky Association
(IDA) in America was an attempt to reduce the usage of light. Initiated
by IDA a law was enacted, based on this, it is now possible to sue
your neighbours for over-illuminating their driveways. +++ (...) +++
In the meantime the development of "New Light" continues, for example
Ð the telecommunication system by Motorola is working with highly
reflective antennas, producing a number of light flashes lasting for
several seconds, these can even be observed during the daytime. +++
(...) +++ The Russian Consortium for the developement of Znamiya is
working on a 500 kg "package" which is supposed to open in space as
a "sail" with a diameter of over 200 m. A possible practical use for
this could be the illumination of the polar regions during the dark
period of the year. +++ Chris Cole proposed in the American Magazine
"Leonardo" to build a gigantic orbit display, which could provide
every region of the world with all types of information. +++ It is
expected that we will be able to watch together with all inhabitants
of our hemisphere an open-air programme of extraterestrial events
projected on an endless screen. Eine Viertelstunde bevor die Bundesautobahn
A4 Dresden erreicht, kann man nachts den Lichtschein der Stadt sehen.
Dann teilt sich die Böschung und gibt den Blick auf ein Lichtermeer
frei. Das Bild des leuchtenden Armaturenbretts verlängert sich
in die Landschaft hinein, und die Symbole der Anzeigen setzen sich
in den Bildern der Leuchtreklamen fort. Mehrere Skybeamer projezieren
Lichtflecken in den Nachthimmel, so dass auch die Fahrzeuge auf der
linken Spur die Diskotheken durch ihre getönten Scheiben zielsicher
anpeilen können. Die kreisenden Strahlen erinnern an die Flakscheinwerfer
des 2. Weltkrieges, mit denen man den Himmel nach Flugzeugen absuchte.
Als die Stadt 1945 in einer Angriffswelle der Alliierten in Brand
geschossen wurde, konnte man ihren Lichtschein bis in das 100 km entfernt
liegende Dorf meiner Großmutter sehen. Der Luftkrieg hatte in
gewaltigen Lichtspielen stattgefunden. Vor dem Angriff verschwand
die Stadt unter der angeordneten Verdunklung, die angreifenden Flugzeuge
erleuchteten die Szenerie mit Zielmarkierungen, danach ließen
Flakscheinwerfer und Brandbomben das Schlachtfeld aufflammen. Nach
tagelangen Bränden kehrte das nächtliche Dunkel zurück.
Im Laufe der Zeit veränderten historische Ereignisse die Lichtglocke
über den Städten. Die Einführung der Straßenbeleuchtung
im vergangenen Jahrhundert verlängerte den Arbeitstag, der bisher
durch das Sonnenlicht in seiner Dauer begrenzt war. Später bewältigte
man den Kommunikationsbedarf des Verkehrswesens zu einem Großteil
mit Lichtsignalen. In der Gegenwart ist die Beleuchtung von öffentlichen
Plätzen, ganzen Straßenzügen, unbewachten Gebäuden
und Lagerflächen zu einem vielmals verwendeten Mittel der Verbrechensvorbeugung
geworden. In der zunehmenden Helligkeit des Nachthimmels verlieren
die vergleichsweise schwach leuchtenden Himmelskörper an Sichtbarkeit.
Dieser Umstand entzieht der Astronomie die Grundlage für ihre
Forschungen. Zunächst verschwanden die Observatorien aus den
Städten. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten sie die Dachlandschaften
der Stadtbilder geprägt. Heute sind die astronomischen Forschungseinrichtungen
in entlegenen Rückzugsgebieten, fernab von Besiedlung und industrieller
Produktion, zu finden. Mit dem Weltraumteleskop Hubble hat die Astronomie
eine Forschungsstation in der Umlaufbahn eröffnet. Dieser Schritt
ist einer Flucht aus dem Nebel des künstlichen Nachtlichts vergleichbar.
Die astronomische Forschung ist auf diese Weise in einen Konflikt
zur kulturellen Entwicklung geraten. Der paradox klingende Begriff
"Light Pollution" beschreibt das künstliche Nachtlicht in der
Fachsprache der Astronomen und charakterisiert Licht als eine Form
von Schmutz. Heute ist der Lichtschein des nächtlichen Los Angeles
über eine
| Das
brennende Dresden 1945 |
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Distanz von 320 km sichtbar. Während man auf dem Land noch 2500
Sterne sehen kann, sind es in den Städten etwa 250 und in den
Metropolen gerade noch 12. Damit einhergehend nähert sich das
nächtliche Bild der Erdoberfläche, wie man es aus dem Weltall
beobachten kann, dem Aussehen des Sternhimmels an. Neben den Astronomen
machen auch Biologen, Mediziner und Umweltschützer auf die Auswirkungen
künstlicher Beleuchtung aufmerksam. Am Strand von Florida laufen
geschlüpfte Meeresschildkröten in Richtung beleuchteter
Hotelanlagen, anstatt das Meer hinter den hellen Sandstränden
zu finden. Japanische Umweltschützer berichten von Fortpflanzungsproblemen
bei Glühwürmchen sowie Störungen des Wachstums von
Spinat, Reis und Chrysanthemen. Bestimmte Wetterlagen lassen in wenigen
Stunden tausende Zugvögel an hell erleuchteten Funktürmen
abstürzen. Deren aussetzender Orientierungssinn wird den Lichtanlagen
der Türme zugeschrieben. Die Studie eines amerikanischen Pharmazeutikherstellers
benennt Light Pollution als eine mögliche Ursache für Krebserkrankungen.
Mit Gründung der International Dark Sky Assoziation (kurz: IDA),
die 1988 in den USA stattfand, tauchte eine Widerstandsbewegung auf.
Die IDA hat es sich zum Ziel gemacht, dem großzügigen Umgang
mit Licht ein Ende zu setzen. Gegenüber den hochentwickelten
Produkten der Beleuchtungsindustrie sind die Mittel des Widerstandes
eher gering. Bisher ist es gelungen, eine Blende zu produzieren, die
an vielen Straßenlampen montiert werden kann. Dadurch wird ein
Großteil des Streulichts der Lampe auf die Straße gelenkt.
Beachtlich ist, daß die Stadt Tucson, in deren Nähe sich
ein Observatorium befindet, beinahe vollständig mit diesen Blenden
und mäßig leuchtenden Lampen ausgestattet ist. Auf Initiative
der IDA hat die texanische Regierung ein Lichtschutzgesetz erlassen,
auf dessen Grundlage die Texaner ihre Nachbarn wegen einer zu hell
beleuchteten Garageneinfahrt verklagen können. In der Bevölkerung,
die ihr Sicherheitsgefühl an einem gut beleuchtetem öffentlichen
Raum festmacht, treffen die Aktivisten der Lichtschutzbewegung auf
Widerstand. Um das Bild des sternenübersäten Nachthimmels
in die Industriegebiete zurückkehren zu lassen, bemüht sich
die IDA um eine Veränderung der Beleuchtungspraxis. So wird das
Orientierungssystem des Flugwesens, das mit schwachen, farbigen Lichtern
auskommt, als vorbildhaft dargestellt. Ebenfalls merkwürdig klingt
die Behauptung, dass Kriminelle in den harten Schlagschatten heller
Beleuchtung geeignete Verstecke finden können. Besonders in Gebieten
wie der amerikanischen Westküste, wo bereits seit Jahrzehnten
die Siedlungsdichte den Sternenhimmel verschwinden ließ, verfehlt
diese Argumentation ihr Ziel. Die Angesprochenen fragen sich, wie
sie etwas vermissen sollen, das sie niemals gesehen haben. Inzwischen
schreitet die technische Entwicklung weiter voran. Unter dem Projektnamen
"Iridium" betreibt der Konzern Motorola den Aufbau eines Satellitensystems,
das der Telekommunikation dient. Die hochreflektierenden Antennenkonstruktionen
von bisher 83 gestarteten Satelliten erzeugen eine Vielzahl von sekundenlang
andauernden Lichtblitzen, die bereits am Taghimmel beobachtet werden
können. Das amerikanische Projekt
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Nachtaufnahme
Dresdens 1999 |
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"Columbus 500" verfolgte den Plan, ein mondhell leuchtendes Umlaufbahn-Billboard
für die Entdeckung Amerikas um die Erde kreisen zu lassen. Aus
finanziellen Gründen blieb der Start des fliegenden Denkmales
aus, findet aber im russischen Projekt "Znamiya" seine Fortsetzung.
Bei der Entwicklung von Sonnensegeln für die russische Raumfahrt
fand man eine Möglichkeit, aus der Umlaufbahn ganze Landstriche
zu beleuchten. Eine sinnvolle Anwendung sehen die Erbauer der Umlenkung
des Sonnenlichts auf die Polargebiete während der dunklen Periode
des Jahres. Am Morgen des 4. Februar 1993 entfaltete das Raumschiff
Progress M-15 ein Segel mit einer Größe von 20 Metern.
Das mit Novy Svet (dt. neues Licht) bezeichnete Experiment ließ
ein kosmisches Spotlight von Südfrankreich über Deutschland,
Tschechien und Polen nach Weißrußland wandern. Für
kurze Zeit leuchtete diese Region in mondhellem Licht. Das Konsortium
für die Entwicklung von Znamiya strebt jetzt die Entwicklung
eines 500 kg schweren Paketes an, das sich im All zu einem Segel von
200 Metern im Durchmesser entfalten läßt. Es wird vermutet,
daß 12 dieser Segel genügen, um das Stadtlicht einer Großstadt
zu ersetzen. Einen Ausblick in die Zukunft gibt Chris Coles im amerikanischen
Magazin Leonardo. Darin schlägt er den Bau riesiger Orbit- Displays
vor. Diese könnten ganze Regionen der Welt mit Informationen
versorgen. Seine künstlerische Konzeption eines "Space Chronometers"
sieht die Anzeige der Uhrzeit durch eine in der Umlaufbahn kreisende
Uhr vor. Zu erwarten bleibt, dass wir gemeinsam mit den Bewohnern
unserer Halbkugel das Open Air-Programm eines extraterrestrischen
Monitors am Abendhimmel verfolgen können.
photo credits: Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Dezernat
Deutsche Fotothek, G. Beyer, Wolfram Höhne
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