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![]() Daniel Spoerri discovered in the mid 60ies the "Museu Sentimental" of Federic Maré s in Barcelona. Maré s was artist, collector and director of the Museu Maré s. Besides the extraordinay collection of sculptures from Middle Ages until 19th century he presented at the third floor the so called "Sentimental Museum". This special collection included objects of every-day-life who stand in a certain personal relation to the collector. Programs of Barcelona theatres, cigarettes, bicycles, umbrelllas etc. were presented as artifacts. Spoerri took this collection as a model for his idea of a "Musé e Sentimental" first presented in Paris 1977 and later in Cologne 1979, Berlin 1981 and Basilea 1989. The revolutionary concept draws a subjective and private picture of the city and its inhabitants. Der katalanische Künstler Antonio Miralda hatte Daniel Spoerri, den schweizer "nouveau ré aliste", in den 60er Jahren auf das Museu Federic Maré s in Barcelona, mit seiner Abteilung des "Museu Sentimental" aufmerksam gemacht. Spoerri schrieb den Hinweis in sein Notizbuch, errinnerte sich aber erst etwa zehn Jahre später wieder daran, bei einem Besuch in der katalanischen Hauptstadt. Federic Maré s war katalanischer Bildhauer, der eine bedeutende Skulpturensammlung, die von der Antike bis ins 19. Jahrhundert reicht, besaß und in dem nach ihm benannten Museum präsentierte. Er war bis in die 70er Jahre hinein auch Direktor des in städtischer Trägerschaft geführten Museums. Das Museu Maré s ist seit 1948 im ehemaligen Palau Reial Major in der Altstadt Barcelonas nahe der Kathedrale untergebracht. Im obersten Stockwerk des Hauses wurden die Ausstellungsräume einer Sammlung von Alltagsgegenständen vorbehalten. Diese Stücke hatte Maré s gesammelt und als "Museu Sentimental" ausgestellt, weil sie für ihn von persönlicher Bedeutung waren und Erinnerungswert hatten. Die BesucherInnen konnten angesichts der Alltäglichkeit der Gegenstände ganz persönliche Verknüpfungen mit den Exponaten herstellen. Zwei historisch entwickelte Museumstypen stehen sich im Museu Maré s direkt gegenüber: zum einen die Objektivität und Wissenschaftlichkeit verkörpernde Skulpturensammlung, die unter historisch-chronologischen Gesichtspunkten in eine innere Ordung gebracht wurde und andererseits die ebenfalls als Museum zu bezeichnende Sammlung von "Erinnerungsstücken", die als verknüpfende Ordnung die Person des ursprünglichen Besitzers/Sammlers vereinte. Der Museumstyp der ersten beiden Stockwerke des ehemaligen Feudalpalastes ist also ganz von der heutigen Auffassung von spezialisierter, wissenschaftlicher Sammlung, Bearbeitung und Bewahrung der Gegenstände geprägt. Das versteckte Obergeschoß verweist hingegen auf die Herkunft der Museumsidee, abgeleitet von privaten und kirchlichen Schatz- und Wunderkammern, mit Betonung des persönlichen, gattungsübergreifenden Bezugs von Sammler und Sammlung, bis zum eigentlichen Beginn des Sammelns als besitzaneignender aber auch gefühlsgeleiteter Tätigkeit. Die besondere Wirkung dieser Art von "museumsfremden" Sammlung steht in enger Verbindung mit der persönlichen Aura und dem Fetisch- oder Reliquien- Charakter der ausgestellten Gegenstände. Sowie sich diese Sammlung um die Person eines einzelnen Menschen gruppiert, ließ sich das Prinzip des "Museu Sentimental" auch auf einen gemeinsamen Erfahrungsbereich vieler Menschen, wie z.B. einer Stadt, übertragen. Individuelle Erinnerungen und Erlebnisse bestimmter Personen konnten mit Hilfe dieses Prinzips und anhand von ausgewählten Exponaten in kollektive Erinnerungen transformiert werden. Die Idee des "Musé e Sentimental", wie sie Daniel Spoerri erstmals 1977 im "Crocodrome de Zig et Puc" im Centre Pompidou in Paris als "Museum fetischisierter Kunstreliqien als Galerie, in der Zeugen der Kunstgeschichte ausgestellt sein werden" anwandte, wurde also auf der Grundlage der oben formulierten Gedanken in Barcelona geboren. Später konkretisierte Spoerri gemeinsam mit Marie-Louise Plessen das Konzept des "Musé e Sentimental" weiter, hin zu einer ortsspezifischen Ausstellung, die nur in einer bestimmten Stadt aufgebaut werden konnte (Köln 1979, Berlin 1981, Basel 1989). Die städtischen Besonderheiten, Ü hnlichkeitem Phänomene und Personen wurden in alphabetischer Reihenfolge mit zugeordneten Stichworten als Überschriften präsentiert. In diesem lexikalischen Stil war auch der Katalog aufgebaut. Die Ausstellungen bildeten für den jeweiligen Ort eine Möglichkeit der Manifestation von Erinnerung, eine Art regionale Enzyklopädie, die einen Ausschnitt der gesammelten Geschichte mit Hilfe von anekdotenreichen, "erzählenden" Exponaten erfaßbar, erlebbar und erfühlbar werden ließ. Die Art der Exponate und die Präsentationsform, wie sie Spoerri aus Barcelona ableitete, anerkannte für andere Museen Unausstellbares plötzlich als wert- und inhaltsvolle Gegenstände und offenbarte diese im Rahmen der Ausstellung. Gerade dies macht die Struktur des "Musé e Sentimental" zu einem bis heute revolutionären Ausstellungskonzept, weil es das private Alltagsleben der Betrachtenden nicht mehr ausklammert, sondern bewußt als maßgebliche didaktische Leitlinie miteinbezieht und so die übergreifende Historizität eines Ortes mit der persönlichen Geschichte seiner BewohnerInnen bis in die Gegenwart hinein verbindet. courtesy: Museu Sentimentalzurück |