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The article is a quick-report of the exhibition "Körperwelten" in Mannheim's museum for technology and work in March 1998. In this exhibition Gunther v. Hagens presented plastinated specimens of dead humans. These plastinats are only presented in anatomical institutions or museums and are not given to private persons or institutes. The photographs in this article were taken by Gunther v. Hagens and show plastinated slices of humans in public space, where it's not sure if the plastinats are placed there or if they were used temporarily for a photo performance. The first photo on page one is described by Gunther v. Hagens in the following way: "Plastinated transparent slice of a human body in front of the panoramic view of Heidelberg. In its composition the picture contains a symbolic. The genitals in front of the river, the head with its brain in front of the forest. Life began in the water, in a natural environement humans started to think and created the city as an artificial space for living."

   

links: Dieses plastinierte Präparat zeigt einen Rumpf in verschiedenen Schnittebenen. Die zusammengefügten repräsentativen Schnitte vermitteln einen dreidimensionalen Eindruck vom menschlichen Körper. (Aus: Informationsblatt Körperspende zur Plastination)

 

rechts: Plastinierte transparente Körperscheibe, aufgenommen im Kongreßzentrum in Rio de Janeiro, Brasilien

Ein Bericht von Andreas Wolf Das Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim hatte dieses Jahr einen Publikumsrekord zu verzeichnen. Circa 780 000 Interessierte besuchten in dem Zeitraum vom 29.10.97 bis 1.3.98 die Ausstellung "Körperwelten" von Gunther v. Hagens, in der präparierte Leichen zu sehen waren. Der Publikumsandrang war so groß, dass das Museum die Öffnungszeiten auf 24 Stunden täglich erweiterte, wobei sich die Besucher zeitweise immer noch in mehrstündigen Warteschlangen um das Museum wickelten. Extrem wichtig für diesen Publikumserfolg war wahrscheinlich unter anderem der Ort, an dem die Ausstellung gezeigt wurde. Weder ein anatomisches Institut, noch ein Kunstmuseum hätten wohl vergleichbar viel Besucher angelockt wie im Fall das Museum für Technik und Arbeit in Mannheim. "Mit der Plastination ist es möglich, die faszinierende Idee der Symbiose zwischen Anatomie und Kunst wiederzubeleben, sie zu entwickeln und zu perfektionieren. Sie stoppt die Verwesung und Vertrocknung so vollkommen, daß die wesenseigene Ü sthetik der menschlichen Anatomie erhalten bleibt. Durch die kunstvolle Darstellung hört der menschliche Körper auf, Gegenstand des Ekels zu sein. Sie hilft dem anatomischen Laien, seine Scheu zu überwinden und die Natürlichkeit und Schönheit des menschlichen Körpers erkennen und bewundern zu können. Die Natürlichkeit des menschlichen Körpers wird unterstrichen, wenn die plastinierte anatomische Statue in eine lebensnahe Konstellation gestellt wird, z.B. bei einer Tätigkeit wie Lesen, Musizieren, Reiten. So wird das Kunstwerk an die Welt angebunden, in der es Mensch war. (Aus: Gunther von Hagens: Informationsblatt, Körperspende zur Plastination, Heidelberg 1996) Diese Grauzone zwischen Anatomie und Kunst scheint Hagens zu liegen. Interessanter Weise liefert Hagens ja nicht nur die plastinierten Präparate, die in verschiedenen Museen gezeigt werden, gleichzeitig plant er den Bau eines Museums, in dem die Exponate nach der Präsentation in verschiedenen Wanderausstellungen auch dauerhaft gezeigt werden können. Bei einem Schnelldurchgang durch die Ausstellung gab es trotz der cleanen Präsentation auch einige ganz lustige Momente. Im Eingangsbereich der Ausstellung gab es einen kurzen kulturwissenschaftlich anmutenden Abriß zur Darstellung der menschlichen Anatomie durch die Geschichte, gleich darauf aber auch Echt-Fleisch (bzw. Echt-Plastik). In einer Vitrine hing eine etwa 5 cm dicke Scheibe Mensch, einmal vom Scheitel bis zur Sohle der Länge nach rausgeschnitten, etwa so wie man aus einem Baum eine Bohle rausschneiden würde. Während die Besucher dicht gedrängt um die Vitrine rumstanden um diesen Schnitt zu bestaunen, rannte einer der Besucher in dem Gedränge versehentlich an die Vitrine ran, so daß die Scheibe Plastinat darin hin und her schaukelte, was natürlich sofort noch mehr Leute anlockte, die dann vor der Vitrine stehen blieben bis das Exponat wieder zur Ruhe kam. Etwas weiter in die Ausstellung rein, kam man an eine raumgreifendere Inszenierung. In einem Gestell, etwa 2 auf 2 auf 2 Meter hing an dünnen Nylonfäden, in der Art einer 3 D Explosionszeichnung, ein in seine Einzelteile zerlegtes männliches Plastinat um das man herum gehen konnte. Dahinter stand ein ca 10 jähriger, der mit dicken Backen so fest er konnte in dieses " Mobile" reinbließ, so dass das Ganze ziemlich in Bewegung geriet, solange bis ihn seine Mutter da weg zog, mit der Ermahnung, die seien nur zum Anschauen da. Wobei das nicht zutraf, denn man wurde immer wieder darauf hingewiesen, daß man die Leichen ruhig auch anfassen dürfe. Was dann viele auch taten, unter anderem auch ein Museumswärter, der dasselbe gesehen hatte wie ich: Einem der letzten Exponate das in der Ausstellung zu sehen war, einer allem Anschein nach noch jung verstorbenen, schwangeren Frau, stand der Schweiß auf der Oberlippe. Seltsam, seltsam, dachte ich und trat näher um das zu überprüfen. Auch der Wärter kam näher, zog ein Taschentuch aus der Hose und tupfte dem Exponat den Schweiß vom Mund. Das Plastinat sei noch relativ frisch, und das Material mit dem die Leichen ausgefüllt werden wohl noch nicht ganz ausgehärtet und dann käme da halt noch so ein bißchen Schwitzwasser raus. Am Ausgang gab es dann Kataloge und weitere Informationen, wie z.B. das Formular "Körperspende zur Plastination - Verfügung des Spenders" mit dem man sich selbst zur Plastination anmelden kann (aus diesem Formular wurden die Punkte 7. und 8. als Überschriften für diesen Artikel entnommen) und das "Informationsblatt - Körperspende zur Plastination" in dem sich die drei hier gezeigten Fotografien finden. Ganz im Gegensatz zur Aussage von v. Hagens, nach der Plastinate nur an anatomische Institute oder an Museen - in keinem Fall aber an Privatpersonen abgegeben werden, befinden sich diese Plastinate ganz offensichtlich weder im Anatomiesaal noch im Museum. Vielleicht wurden die Präparate aber auch nur für Fotografie so arrangiert und befinden sich jetzt schon wieder an dem dafür gedachten Ort.

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