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The IOF ("Initiative der Ordensleute für den Frieden") - a peace initiative by members of various catholic orders in Germany, was built in the early eighties fighting the "Nato Doppelbeschluß" (the setting-up of American rockets called cruise missiles in former West Germany by the NATO). The IOF is supported by friends helping them during their campaigns. Since 1990, these protests in front of and inside the headquaters of the Deutsche Bank in Frankfurt a.M. have raised nationwide media interest. The operations assumed a performance character when the IOF for example wrapped the Max Bill sculpture "continuum" in front of the main entrance with a sheet of black plastic covered with portraits of African people. Another time they chained themselves to block up the garage doors or laid themselves down as a human carpet so that the bank employees had to walk over them. Their most ironic campaign was called "Brot für die Bank" which means - bread for the bank - showing IOF members collecting money in the main pedestrian area of Frankfurt. They also asked people to mail coins to the bank to cut down together with their collection the amount of money the so - called Third World ows the bank. The money was given to a speaker of the Deutsche Bank together with symbolic pieces of bread. The speaker called this "tasteless and cynical" and said that the Deutsche Bank would pass it on to people in need. S&H: Uns interessiert Ihr Engagement im Zusammenhang mit der Deutschen Bank. Können sie etwas darüber erzählen?
S&H: Gab es Pater Böckermann: Zu Anfang, sagten die Leute von der Bank: "Machen
sie sich erst einmal kundig. Sie haben ja keine Ahnung." Das sagt
uns heute keiner mehr von der Deutschen Bank. Wir haben dann jeden
ersten Donnerstag im Monat eine Mahnwache von zwei bis vier Uhr organisiert.
Beim Anmelden im Ordnungsamt hat man mich gefragt: "Wie lange wollen
sie das machen?" Meine Antwort war: "Bis die Deutsche Bank die Schulden
der Dritten Welt streicht". Darauf hat der Mann im Ordnungsamt gesagt:
"Das kann ja lange dauern". Dann hab ich gesagt: "Ok, dann wird das
so lange angemeldet." 1989 gab es einen Pilgerweg von Frankfurt nach
Mainz. Unsere erste Station war die Deutsche Bank, und zwar das Kontinuum,
eine Skulptur von Max Bill vor der Bank. Wir wollten sie mit einer
großen schwarzen Plastikfolie verhüllen. Darauf hatten
wir Köpfe von Menschen aus der Dritten Welt geklebt. Das erzähle
ich immer gerne um deutlich zu machen, was es heißt Ü ngste
abzubauen bei solchen Aktionen. Zuerst einmal zu dieser großen
Plastikhülle. Mein Bruder, ein Bauer aus dem Emsland, hatte sie
mir geschenkt. Das waren so 10 auf 20 Meter, damit wir auch ja nicht
in Schwierigkeiten kommen würden bei der Verhüllung des
großen Kontinuum. Die Gruppe sagte: "Damit das auch klappt bei
der Aktion rollst du das schön zusammen, dann können wir
das in einem Schwung darüber ziehen." "Ich sagte, kein Problem",
und nachts wach ich hier im Haus auf und denke: "Meine Güte,
wo soll ich das hier bloß ausrollen." Meine Mitbrüder durften
zu Anfang nicht wissen, daß wir so was planten, weil die ganz
und gar nicht dahinter standen. Ich hatte richtig Angstschweiß
bekommen. Ich habe dann doch einen Mitbruder, der mir einigermaßen
wohlgesonnen war, eingeweiht. Dann haben wir es, da die Nachbarn das
auch nicht sehen durften, ganz früh morgens, an einem Feiertag
ausgerollt und dann schön zusammengefaltet und an den vier Enden
Bindfäden angebracht. Das war in der Grünanlage vor unserem
Haus. Am Tag der Aktion kam ein einzelner Wachmann von der Deutschen
Bank und sagte: "Stop, das geht aber nicht. Das ist hier privat und
das dürfen sie nicht. Da kriegen sie Schwierigkeiten und dann
kriegen sie die Rechnung und vielleicht eine Anzeige. Sie sind doch
ein ehrenwerter Mann." Ich bin zurückgezuckt, tatsächlich,
ich bin ein ehrenwerter Mann. (lacht) Da war zum Glück der Professor
Hengsbach von den Jesuiten da. Wahrscheinlich hatte er schon mehr
Erfahrung mit solchen Aktionen und sagte: "Sagen sie mal: sind sie
sicher, das das privat ist? Ist das nicht halb öffentlich, so
daß sie die Aktion wenigstens dulden müssen?" Dann ist
der Wachmann zurück und war verunsichert. Er ist rein gegangen
und hat sich erkundigt. In der Zeit haben wir dann mit zitternden
Händen unsere Plane darüber geschmissen. Ein einziges Mal
sind wir wirklich im Bankgebäude gewesen. Da haben wir eine dreitägige
Fastenaktion gemacht. Eine kleine Gruppe von sieben, acht Leuten sind
dann reingegangen. Als die Deutsche Bank das gemerkt hat, haben die
die Türen dichtgemacht. Jeder der rein wollte, mußte dann
seinen Personalausweis oder seine Karte vorzeigen. Dann haben die
Leute drinnen gesagt: Ok, wenn das so ist; wir wollen sowieso drei
Tage fasten, dann bleiben wir einfach hier bis zum Schluß. Sie
haben sich dann einen ganzen Tag lang hingesetzt. Leute von der Deutschen
Bank haben sie immer wieder aufgefordert rauszugehen. Sie meinten:
"Wir wären ja sehr sanft und wir würden das schon machen."
Als abends dann die Lichter ausgingen, haben sie die Polizei geholt
und uns geräumt und die Personalien aufgenommen. Vor allem S&H: Wurden sie dann von der Polizei in die Autos getragen? Pater Böckermann: Nein, die haben uns auf die andere Seite getragen. Dann hat die Deutsche Bank einen ganzen Wagen mit Kaffee und Brötchen runtergefahren (lacht) und sie sagten: "So, jetzt haben sie ja ihren Auftritt gehabt. Das Fernsehen war da und die Presse war da und jetzt können wir ja wieder miteinander Brot teilen." Unser Jargon, unsere Theologie von Brot und Wein teilen. Zum Glück hat keiner von uns das angenommen. Im Laufe der Jahre haben wir uns mit der Armut in Frankfurt auseinandersetzen müssen. Während wir die Mahnwache abgehalten haben, wurden hinter unserem Rücken die Drogenabhängigen aus der Taunusanlage vertrieben. Rudel von Polizisten, haben die wochenlang immer wieder vertrieben, damit sie nicht mehr diese Grünanlage betreten. Ein bißchen weiter, erging es den Obdachlosen unter den Mainbrücken ähnlich. Wir haben unsere Forderung einfach erweitert. Es geht nicht mehr nur um die Verschuldeten der Länder der Dritten Welt, sondern es geht um eine Auseinandersetzung mit unserem kapitalistischen Wirtschaftssystem. Dieses System bedingt zwangsläufig, daß die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Inzwischen sind wir dabei uns mit dem Zinsnehmen auseinanderzusetzen. Was bedeutet das: Zins nehmen. Mein Neffe hat auf seinem Taschenrechner ausgerechnet, was das bedeutet. Bei 2000 Mark Schulden sind das in 30 Jahren, bei 19 Prozent Zins (Damals war Hochzinsphase und die Deutsche Bank nahm 19 Prozent Zinsen) ca. 369000 Mark. Damals gab es noch nicht das neue Insolvenzrecht, nach dem auch Privatpersonen Konkurs anmelden können. Man konnte 30 Jahre lang belangt werden. Daran sieht man, wenn man arbeitslos und dann krank wird, daß man sein ganzes Leben nicht aus dieser Verschuldung raus kommt. Das bedeutet Zinseszins. S&H: Wie steht ihre Kirche dazu. Ich könnte mir vorstellen, daß Teile der katholischen Kirche von ihren Aktionen gar nicht entzückt sind? S&H: Können sie uns etwas über ihre Ideen zum Denkmal für die Opfer der Verschuldung erzählen? Pater Böckermann: "Idee = Aktion" ist ein Schlagwort bei uns geworden. Wir ziehen uns ein oder zweimal am Wochenende zurück um ein bißchen zu meditieren, um den Zusammenhalt zu pflegen. Dann geht es uns auch immer darum, was für eine Aktion wir das nächste Mal machen, damit deutlich wird, was wir wollen. Im Kopf wissen wir alle, daß es so nicht weiter gehen kann. Die Frage ist: wie kriegen wir es in die Füße. Im Zusammenhang von "Idee = Aktion", war uns die Idee gekommen, daß wir ein Denkmal für die Opfer der Verschuldung brauchen. Wir haben im Lutherjahr, ein Apfelbäumchen an der Deutschen Bank gepflanzt. Das kann man noch sehen. Luther hat gesagt: "Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch mein Apfelbäumchen pflanzen." Das haben wir dann als Aktionsform genommen. Erst wollten wir das Apfelbäumchen in den Beton, neben das Kontinuum setzen, um deutlich zu machen: hier muß Beton kaputt gemacht werden, damit das Leben sprießen kann. Aber dann gab es von meinem Superior und auch innerhalb der Gruppe einige Bedenken: "Dort ist das Apfelbäumchen zum Tode verurteilt, das dauert nicht lange, dann ist das da weg". Im letzten Augenblick hatten wir uns dann darauf geeinigt, es in der Grünanlage vor der Deutschen Bank einzupflanzen. Das steht da immer noch und wächst, ich erfreue mich jedesmal, wenn ich vorbeikomme. Im Sommer gieße ich es. Wir hatten eine Plakette angebracht: "Den Opfern der Verschuldung". Die haben sie nach zwei Stunden abgemeißelt. Jetzt stellen wir dafür immer Blumen hin, um zu sagen: das ist keine Verschönerung eurer Grünanlagen, wie ihr das der Presse erklärt habt, sondern das ist ein Mahnmal für die Opfer der Verschuldung. Jetzt wollen wir etwas ähnliches als Mahnmal, aber etwas größer oder stabiler. Nein, stabiler kann man gar nicht sagen. Sagen wir so: wir wollen die Stadt Frankfurt in unsere Überlegungen und in unsere Kritik mit einbeziehen. Deswegen auch die Anfrage bei der Oberbürgermeisterin, uns einen Platz zur Verfügung zu stellen, in der Taunusanlage oder im Bankenviertel Frankfurts. Für ein Denkmal für die Opfer der Verschuldung. photo credi: Florian Haas Martin Schmidlzurück |