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The project "Power and Obedience Ð School teaches", initiated by Martin Krenn, examines the mechanisms of control and discipline in the institution "school' and introduces alternatives. Krenn writes that school-, military- and working discipline is supposed to be obligatory to maintain the status quo of each State. The schools can be used to push through political, social and cultural interests, just like it is in the military or penal system. The different ways power structures dominate the educational system appear in official regulations: with written rules one is trying to deal with the everyday problems and establish a hierarchy, with students at the bottom. Martin Krenn states that even the test results, grades and misunderstood subjective criteria as "capacity" and "talent" express hardly something else, but the state of conformity with the rules of society and the will to reproduce them. The final results assure for the individual a conveniant place in the social hirarchy. Krenns' project tries to make these structures transparent for a greater public and to create alternatives on the base of a profound analysis, in cooperation with the students. Out of regular meetings and discussions with students and teachers new activities were started, like a video and a photo project which can now be seen on the new homepage: http://www.schuelerInnenforum.t0.or.at Another visible visual result was a presentation of posters produced by a group of students. They showed their work on walls throughout the city of Vienna.

Das Projekt MACHT UND GEHORSAM - Schule unterrichtet (1998/99) untersucht die Funktionsweisen der Kontroll- und Disziplinarmechanismen der Institution Schule und stellt Alternativen dazu vor. MACHT UND GEHORSAM - Schule unterrichtet Der "schulische ideologische Staatsapparat" (Althusser) spielt für den Staat, als wirksames Mittel, das die Reproduktion und Legitimation der Gesellschaft steuert und kontrolliert, eine bedeutende Rolle. Schuldisziplin, Militärdisziplin und Arbeitsdisziplin werden zur Aufrechterhaltung des Staates und seiner Gesellschaft für notwendig erachtet. Schule kann wie auch Gefängnisse und Kasernen als Herrschaftsmittel vom Staat benutzt werden, mit dem er seine Interessen durchzusetzen versucht. Im Sinne Foucaults wird Macht aber nicht einfach besessen, sondern sie wirkt. Macht ist nicht an Individuen oder Gruppen/Institutionen gebunden, sie liegt in der Struktur, in der Organisation von Raum und der Strukturierung von Zeitmöglichkeiten. Macht ist viel mehr als nur zensierend und verneinend, sie ist produktiv. Die unterschiedlichen Funktionsweisen der Macht in Schulen kann zum Beispiel an den Schulordnungen abgelesen werden: Es wird versucht mittels schriftlich festgelegter Regeln den Schulalltag reibungslos zu gestalten und die Schulhierarchie, wo die SchülerInnen an unterster Stelle stehen, aufrecht zu erhalten. Bei Gesprächen mit SchülerInnen wurde allerdings deutlich, daß viele die Sinnhaftigkeit der vorgegebenen Regeln anzweifeln und diese ständig übertreten. Das ging soweit, daß in einer Schulklasse die frisch aufgeklebten Hausordnungen sofort in den Papierkorb wanderten. Dieses Verhalten wurde bei diesen SchülerInnen, die es bereits in die 8. Klasse geschafft und den Ausleseprozess der Schule überstanden hatten, toleriert. Macht wirkt hier produktiv, indem mittels kalkulierter Toleranz den SchülerInnen suggeriert wird, sie könnten von nun an autonomer agieren. Schule ordnet Kinder und Jugendliche in Gruppen nach Jahrgang, "Leistung" und "Begabung" und mittels Zensuren wird ihr Lernerfolg gelobt oder bestraft. Die Noten drücken somit den erreichten Grad der gesellschaftlichen Konformität aus. Das Ergebnis der Unterwerfung unter diesen Bedingungen haben SchülerInnen als "Arbeit" abzuliefern, der Lohn wird im Schulsystem in Form der Noten "sehr gut" bis "nicht genügend" oder mittels "verbaler Beurteilung" ausbezahlt. Ü ber gute Noten soll ein angemessener Platz in der gesellschaftlichen Hierarchie des Staates gesichert werden. Damit wird das Ziel verfolgt, von eigenen Bedürfnissen und Interessen zu abstrahieren und die vorgegebenen Verhaltenserwartungen, Ziele, Werte, Regeln und Vorschriften zu internalisieren. Das Projekt "Macht und Gehorsam - Schule unterrichtet" versucht die Funktionsweisen der Kontroll- und Unterdrückungsmechanismen der Institution Schule durch das öffentlich machen von Schulkritik der SchülerInnen zu untersuchen und zu hinterfragen. Zu Beginn besuchte ich Schulen in Wien, stellte dort das Projekt vor und führte Diskussionen mit SchülerInnen und engagierten LehrerInnen. Bei den Schulbesuchen wurden die SchülerInnen eingeladen Fotos von ihren Schulen herzustellen und Statements auf Postkarten zu verfassen, die dann auf der Homepage "SchülerInnenforum" zusätzlich zu den per Internet eingelangten Statements, veröffentlicht wurden. Gemeinsam mit einer Gruppe von Jugendlichen der "SchülerInnenschule - WUK", ein alternatives Schulprojekt, an dem ich seit vielen Jahren aktiv beteiligt bin, wurde das Konzept für das Video "AlternativschülerInnen interviewen RegelschülerInnen" entwickelt. Bei den Schulbesuchen und der Arbeit an dem Video konnten Kontakte zu SchülerInnen geschlossen werden, die sich in ihrer Freizeit an der Gestaltung der Ausstellung und den Plakaten beteiligten. Nach mehreren Arbeitstreffen kristallisierte sich eine Kerngruppe, bestehend aus Alternativ- und RegelschülerInnen, mit dem Namen NEUE SCHULE. Gemeinsam wurde die Auswahl der SchülerInnenstatements für die Plakate getroffen, das Layout überarbeitet und das Konzept für die Ausstellung diskutiert. Zahlreiche Diskussionen über Veränderungen des Schulsystems ergänzten die strategischen und konzeptionellen Ü berlegungen. K.R.Ü .T.Z.Ü ., eine Kinderrechtsgruppe aus Berlin, mit der ich bisher nur per e-mail im Kontakt war, besuchten Wien und präsentierten in der Ausstellung ihre dokumentierten Aktionen, Publikationen und ihr "Schulhäuschen", das auf die beengende Situation in Schulklassen verweist. SchülerInnenforum Auf der Homepage SchülerInnenforum http:// schuelerInnenforum.t0.or.at, wo das Schulsystem durch die vorgeschlagenen Themen Schulnoten abschaffen, geschulter Gehorsam und selbstbestimmtes Lernen, radikal in Frage gestellt wird, werden durch Statements der SchülerInnen das Machtgefüge, ihre Auswirkungen und der Widerstand dagegen, ablesbar. Es vermittelt einen Eindruck darüber, wie Schüler-Innen ihre Situation empfinden, darüber denken und welche Alternativen sie sich vorstellen können. Ich denke, daß man die Schulnoten abschaffen sollte, weil dadurch das Konkurrenzverhalten eines jeden Schülers gedruckt wird. Durch diesen ständigen Druck, immer besser sein zu wollen als der andere, herrscht auch meist kein gutes Klassenklima. Neid spielt eine große Rolle bei den Schulnoten. [...] Jule, Oberstufen-Kolleg in Bielefeld, 18 Jahre Sehr deutlich wird aber auch, daß viele Schüler-Innen das System (vor allem die Notenbeurteilung) verteidigen, was dazu führt, daß auch die Fragestellungen des Projekts attackiert werden. Wenn Schulnoten abgeschafft werden, lernt niemand mehr etwas. Solche Ideen können nur Leute haben, die selbst nichts lernen wollen, u.a. weil sie zu blöd sind. Schüler, 13. Schulstufe, 18 Jahre. Woraufhin sich eine Schülerin zu Wort meldet: Ich finde es ziemlich BLÖD, wenn jemand behauptet man sei blöd nur wenn man die Schulnoten abschaffen will, denn ich finde das ist wirklich keine gute "Ausrede". Ich bin gut in der Schule und würde mich auch sehr freuen, wenn man die Schulnoten abschaffen würde. Schülerin, 13. Schulstufe, 18 Jahre Aber es wird auch die Ohnmacht in Bezug auf die "freie Meinungsäußerung" geäußert: Meine Meinung ist eine unnötige Nebenerscheinung im Unterricht. Viele Lehrer nutzen ihre Machtposition aus um Schüler fertigzumachen. Schüler sollten mehr Mitsprachemöglichkeiten haben um ihre Rechte durchzusetzen. Der geschulte Gehorsam hat große Auswirkungen auf die Zukunft des einzelnen, da er sich kaum selbst entfalten kann. Weil er sich sofort anderen unterordnet. Martin, 13. Schulstufe, 18 Jahre Lösungsansätze, wie Schule anders funktionieren könnte, werden von vielen SchülerInnen angeboten: Ich denke, daß man viel lernt, was man nach der Schule nicht mehr brauchen kann. Deshalb würde ich es gut finden, wenn der Lehrstoff am Anfang des Schuljahres durchbesprochen wird. Die Frage wofür man das einmal braucht sollte nicht ausweichend beantwortet werden. Wofür sich viele interessieren sollte besonders genau gemacht werden. [...] Um Unstimmigkeiten zu vermeiden, könnte eine Art Konferenz stattfinden, wobei die infragegestellten Themen diskutiert werden. Auch Schulvertreter sollten anwesend sein. Über die Art des Lernens sollte auch geredet werden. Informationen zu holen sollten auch selber organisiert werden. Der Stoff der zu organisieren bzw. zu machen ist sollte besprochen werden. Bearbeitet wird sowohl in der Schule, als auch zu Hause. [...] Es können aber auch selbst erfundene Arten des Unterrichts gemacht werden. Ich denke so würde der Unterricht allen Beteiligten mehr Freude machen. Irene Weberberger, 7. Schulstufe, 12 Jahre

photo credits: Martin Krenn

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