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Gespräch Martin Schmidl - Karl Heinz Meier oder Fernleihe mit finger finger:Seit wann gibt es euer Projekt Fernleihe? K.H. Meyer: fernleihe gibt es jetzt seit einem Jahr. Wir haben damals angefangen die Arbeitsbibliothek aus unserem Atelier öffentlich zugänglich zu machen. Das heißt: wir haben zum Beispiel in einer öffentlichen Bibliothek eine Art Aussenstation aufgemacht oder in ausgewählten Zonen wie Bahnhöfen durch Plakate und Prospekte dafür geworben, daß man sich Bücher aus unserer privaten Arbeitsbibliothek ausleihen kann. In der Landesbibliothek von Oberösterreich haben wir zum Beispiel in den Bestandskatalog der Bibliothek unseren eigenen Katalog integriert. Das ist ja nicht üblich, daß dort Bücher von Künstlern zu Lebzeiten hinkommen. Die kommen dort erst hin wenn du gestorben bist, zum Beispiel als Nachlass, und lösen sich dann dort in der Anonymität auf. In der Kunsthalle Tirol taucht die fernleihe zum ersten Mal in einem Kunstraum auf. Es gibt dann in der Kunsthalle über die Ausstellung "space place" hinaus eine ständige Station der Bibliothek. Von hier aus werden wir in Schulen oder mit Plakaten in der Stadt Hall dafür werben. Wie ist die Reaktion auf solche Angebote? Wir haben zur Zeit etwa 30 - 40 Leihanfragen pro Woche. Manche dieser Kontakte laufen rein administrativ ab und dann gibt es andere bei denen die Leute sehr intensiv mit uns kommunizieren. Das ist spannend, weil jede Bestellung ja auch bei uns hier einen Eingriff bedeuted. Also unsere Produktionsmittel verändern sich. Wie lange verleiht ihr die Bücher? Wir entlehnen maximal drei Stück für drei Wochen und im Gegensatz zu einer herkömmlichen Bibliothek dauert das so lange wie wir gerade Zeit haben. Wir sind also keine Serviceeinrichtung die auf schnelle Informationsvermittlung setzt, sondern uns geht es mehr um die Themen dahinter. Das dauert bis 10 Tage bis so ein Buch ankommt. Ihr habt auch eine webside. Ja, man kann direkt per Internet bei uns Bücher bestellen. Es gibt eine Datenbank, die das alles verarbeitet und da gibt es ein Verwaltungssystem dahinter, das sich von selbst verwaltet. Wenn ich als interessierter Leser bei fernleihe anfrage, gebt ihr da auch Empfehlungen ab, wie wenn ich bei dir zuhause vor dem Bücherschrank stehen würde? Das ist ein Aspekt, der uns sehr wichtig ist, diese Kommunikation, diese Form von Gespräch über Bücher. Zum Beispiel "Träume von Räumen" von Jaques Pereque ist zum Beispiel gerade unser meist gelesenes Buch. Das ist jetzt schon das achte mal unterwegs ohne daß wir es speziell empfehlen. Wenn jemand anruft und nur ein Buch bestellt ist das okay. Wenn jemand anruft und über etwas ganz anderes reden will ist das auch okay. Das Buch gerade war das meist ausgeliehene. Welches hältst du für das unterschätzteste in der Bibliothek? Ein Buch, das erst einmal ausgeliehen wurde ist von Heinz Knobloch "Subjektivität und Kunstgeschichte". Dieses Buch würde ich jemanden empfehlen der anruft und einfach eine Empfehlung will. Wo ich sage: ich weiß nicht wer du bist und du willst mir auch überhaupt nichts erzählen von dir. Ihr sortiert auch Bücher aus. Welche habt ihr denn kürzlich rausgeschmissen? "Die wahre Geschichte der Diana". Ich lese Bücher kaum von vorne bis hinten. Ich beginne auf der ersten Seite, dann die Zweite und die Dritte, um für mich einzuordnen: wo ist es verlegt worden und aus welcher Richtung kommt es, aus welchem Land. Wenn da ein Wort oder ein Satz dabei ist, den ich spanned finde, dann lege ich es auf die Seite und nehme es mir später näher vor. Manche bleiben aber liegen und werden nie wieder gelesen, aber sie sind trotzdem da und wichtig. Ich möchte mir das offen halten, daß eine Bibliothek immer etwas ist, das mich auch überraschen kann. So sehe ich das Bibliotheken-Projekt: daß das nach aussen dieselbe Spannung vermittelt, die die Bibliothek mir nach innen gibt. Solange das so ist werden wir es weiter machen. Zur Zeit beschäftigen wir uns mit Büchern und Zeitschriftenprojekten, die von Künstlern gemacht werden. Was sich daraus ergibt, werden wir demnächst in einem Newsletter, den wir herausgeben, vorstellen. |